Die Göttinger Katholische Jugend im kirchlichen Leben

Auch wenn es keine Verbandsarbeit mehr für die Katholische Jugend gab, wurde versucht für sie etwas anzubieten, um den Zusammenhalt so gut es ging zu ermöglichen.

An was sich ehemalige Göttinger Pfadfinder noch erinnerten:



Seelsorgestunden

Einige ehemalige Pfadfinder berichteten von den Seelsorgestunden.
So erinnerte sich Bernhard an die Treffen unter der Leitung von Pater Grauvogel SJ. Diese fanden in dem sogenannten „Gelben Haus“ hinter der St. Michaels Kirche statt. Pater Grauvogel war 1941 nach St. Michael gekommen.


Werner berichtete von den Treffen im Pfarrhaus von St. Paulus:

„Wir waren begeistert über die Art und Weise, wie Kaplan Adrian uns Jugendliche angesprochen hatte.“

Der Kaplan wohnte in dem dortigen Pfarrhaus und war von 1939 bis 1946 in Göttingen tätig.

Bei den Treffen standen zunächst kirchliche Inhalte im Vordergrund. Allerdings gab es auch Gelegenheiten, über andere Themen miteinander zu sprechen.
Beide vorgenannten Seelsorger waren sehr jugendorientiert und nach Kriegsende Kuraten der Pfadfinder im Stamm Göttingen geworden.

Ergänzung:
Die Kirchen versuchten den Unterrichtsausfall des Religionsunterrichtes wettzumachen, indem sie Seelsorgestunden in kirchlichen Räumen, außerhalb der Schulzeit veranstalteten. Obwohl die Teilnahme freiwillig war, fanden sich ein hoher Prozentsatz der katholischen Schulkinder bereit diese zu besuchen. (1940 60 % aller Volksschüler der Klassen 1-4, 35 % der Klassen 5-8).

Quelle: Die Geschichte der Katholischen Kirche in Göttingen 1746-1990, Sabine Wehking


Pfarrjugendsonntage

„Oftmals, ich glaube einmal im Monat und dann im Wechsel in den Kirchen von St. Paulus und St. Michael gab es für uns besondere Sonntage,“

erinnerte sich Bruno.
Es gab intensive Bemühung der Seelsorger die katholische Jugend an besonderen Pfarrjugendsonntagen zusammenzuführen. Morgens wurde ein besonderer Jugendgottesdienst gefeiert und oftmals nachmittags oder abends wurde zusätzlich eine besondere Feierstunde gehalten.



Fronleichnam

Hans erzählte:

„Ein besonderes Ereignis waren die Fronleichnamsprozessionen, bei denen viele von uns – ich auch – als Messdiener mit dabei waren. Es war für alle schon etwas Besonderes, dass wir uns in dieser Zeit so in der Öffentlichkeit zeigen konnten. Auch wenn wir uns nicht mehr in unserer Pfadfinderkluft und dem Stammesbanner, wie früher bei den Prozessionen üblich, zeigen durften. Leider waren die anschließenden gemütlichen Treffen doch sehr eingeschränkt worden.“

Ergänzung:
Trotz aller Befürchtungen der Katholiken in Göttingen konnten die Fronleichnamsprozessionen in der gesamten Zeit des nationalsozialistischen Regimes stattfinden. Während des 2. Weltkriegs wurde die Prozession allerdings von dem Feiertag auf den darauffolgenden Sonntag verlegt.

Quelle: Die Geschichte der Katholischen Kirche in Göttingen 1746-1990, Sabine Wehking