Offene Hütte – 3. Bericht



Ideensammlung

Eigentlich war für den Herbst des Jahres keine Baumaßnahme geplant. Die unvorhergesehene Aktion – Abbau des Gartenhäuschens – war nun schon zusätzlich erfolgt. Das war ja sozusagen eine „Spontanmaßnahme“ außerhalb unserer Jahresplanung.

Mawa

Aber wie das nun mal so ist, die ersten Gedanken wurden gesponnen, was wir denn künftig mit den Holzbalken machen wollten. Verschiedene Szenarien wurden besprochen. Irgendwann reifte die Idee, wir könnten doch einfach das Gartenhäuschen auf dem Zeltgelände in etwas wieder so errichten, wie es vormals ausgesehen hatte. Der Abbau des Fachwerkes hatte ja super funktioniert. Da müsste eine Aufbauaktion eigentlich in gleichem Maße ohne Komplikationen möglich sein. Von der Holzbauweise her würde es durchaus zu unseren bisherigen Anlagen passen und außerdem in der Natur kein Fremdkörper darstellen.

Vorab waren weitere grundsätzliche Fragen zu klären. Welchen Standort sollte die Hütte bekommen? Wie könnte das Fundament aussehen? Welche Materialien müssten unbedingt zusätzlich beschafft werden? Kommen Kosten auf uns zu und wenn ja, in welcher Höhe? Was sagt die Leiterrunde des Stammes dazu?
Nachdem in kürzester Zeit alle offenen Fragen geklärt werden konnten, stand der Entschluss fest, wir fangen noch in diesem Jahr mit dem Wiederaufbau an. Gleichzeitig war allen klar, eine komplette Fertigstellung streben wir keinesfalls in diesem Herbst an. Es sollte somit ein erster Bauabschnitt werden.


Zum Standort

Das Häuschen sollte nicht direkt neben der großen Hütte aufgebaut werden. So wurde in Fluchtlinie und im Abstand von ca. 15 m der Bauplatz ausgewählt. Mit dieser Entscheidung wollten wir auch optisch eine gewisse Trennung verdeutlichen. Der Neubau war ja nicht zur alleinigen Nutzung für die Pfadfinder gedacht. Gerne sollten bei Bedarf Gäste ohne eine Zugangsbeschränkung die Hütte aufsuchen können. (Wie wir in den späteren Jahren beobachten konnten, wurde durch Spaziergänger hiervon reger Gebrauch gemacht.)


Das neue Gesicht – eine offene Hütte

Die Hütte sollte ohne große Veränderungen aufgestellt werden. Mit den noch brauchbaren Balken sollte das größtenteils machbar sein.
Allerdings, der einstmalige Eingangserker stand nicht mehr zur Debatte. Kosten würden im Wesentlichen für die Dacheindeckung anfallen. Bretter und Dachpappe müssten neu gekauft werden. Unter diesen Voraussetzungen konnten wir finanziell damit leben. Viele Leiter waren von den Plänen begeistert und hatten ihre Zusage für die anstehenden Arbeiten zugesagt.
Wieder einmal wurden nun die möglichen Arbeitseinsätze terminlich koordiniert. Der Herbst nahte und auf die lange Bank schieben lag nicht drin.


Das Fundament

Bei jedem Bauwerk ist ein ordentliches Fundament die Grundlage. Der ausgewählte Standort für die Hütte war allerdings vom Untergrund ganz schön abschüssig beschaffen. Was machen?
Die Fläche mittels Spaten und Schaufel zu planieren, kam aufgrund der Zeitvorgaben und der Menge an Arbeit nicht in Frage. Auch die Erstellung eines Streifenfundaments schied aus vorgenannten Gründen aus.
Wir wollten etwas ganz Neues ausprobieren. Während eines Urlaubs in Skandinavien hatten wir vor Kurzem gesehen, dass dort bei ebenfalls unebenen Untergründen Holzhäuschen auf „Stelzen“ standen. So besorgten wir im Baumarkt einige Plastikabwasserrohre, Betonkies, Zement und Gewindestangen. Das war alles relativ kostengünstig zu erwerben.

Soweit vorbereitet, starteten die Fundamentarbeiten am Sonnabend, den 13. September 1980.
Zunächst wurde die künftige Grundfläche der Hütte – 3,5 m x 5 m – mittels Holzpflöcken auf der Wiese abgesteckt. Unbedingt waren diese Arbeiten mit größter Sorgfalt zu erledigen. Es galt rechte Winkel auszumessen sowie Standorte für die Pfostenlöcher anhand der vorgegebenen Fachwerkkonstruktion festzulegen. Hier durften wir keine Fehler einbauen, das hätte für den Wiederaufbau fatale Auswirkungen zur Folge. Dabei halfen uns die beim Abbau angefertigten Zeichnungen.

Kalle an der Betonmischmaschine. Kalle an der Betonmischmaschine.

Nach den Feinarbeiten ging es ans Grobe. 12 möglichst schlanke Löcher mussten ausgehoben werden, alle ca. 60-70 cm tief. Das war mit Spaten und Schaufel alleine nicht zu bewältigen. Je tiefer die Löcher wurden, umso schwieriger wurden die Arbeiten. So behalfen wir uns damit, auf den Knien liegend, die lockere Erde mit den Händen oder einer alten Konservendose heraus zu baggern. Aufgrund der Wetterlage liefen die Löcher bis zur Hälfte auch noch mit Wasser voll. Nun kam wieder die besagte Konservendose zum Einsatz.
Als endlich alle 12 Löcher unseren Vorstellungen entsprachen, wurden sie bis kapp unter die Oberfläche mit Beton aufgefüllt. Dahinein steckten wir entsprechende zugeschnittene Plastikabwasserrohre. Dies mussten individuell aufgrund des abschüssigen Geländes ausgemessen werden. Jedes Rohr hatte eigene Maße und sollte zum Schluss auf die vorher berechnetet Höhe aus dem Boden herausschauen. Vorsichtig wurden sie dann ebenfalls mit Beton aufgefüllt.
Die schwierigste Aufgabe folgte nun. Alle Säulenfundamente mussten als erstes in einer Flucht stehen. Viel Mühe bereitete das anschließende Ausnivellieren der jetzt schon mit Beton gefüllten Rohre. Alle 12 Fundamentsäulen mussten untereinander eine waagerechte Fläche für den späteren Aufbau der Fachwerkkonstruktion ergeben. Da der Beton nur langsam aushärtete, waren immer wieder kleinere Korrekturen erforderlich.
In sechs extra ausgesuchten Fundamentsäulen wurden außerdem noch Gewindestangen eingelassen, um beim Aufbau eine sichere Verbindung zwischen Beton und Holzbalken herstellen zu können.



Die fertigen Fundamentsäulen. Unter der Plane am rechten oberen Bildrand liegen die gesamten Balken der Hütte versteckt. Außerdem kann man hier gut erkennen, wie klein im Jahr 1980 die Eichen in der umzäunten Kultur noch sind.


Die fertigen Fundamentsäulen. Die fertigen Fundamentsäulen.







Das Fundament aus einer anderen Perspektive. Zugleich ein ganz seltener fotografischer Beleg für den damaligen überdachten Holzplatz samt Sägebock.





Die Arbeiten an diesem Tag wurden von Karl Heinz und Manfred im Alleingang bewältigt. Die Fertigstellung des Fundamentes sollte unbedingt abgeschlossen werden. Der Beton benötigte nun etwas Zeit, um gänzlich trocken und stabil zu werden. Denn beim folgenden Treffen war der Aufbau des Fachwerkes geplant. So war es ein langer Arbeitseinsatz geworden. Gegen 21.00 Uhr – nach ca. 13-stündigem Kampf mit dem Spaten, der Mischmaschine und anderen Werkzeugen und Elementen – waren wir fertig geworden, zufrieden über die Leistung, aber auch völlig geschafft.


Bericht von Manfred Reddig