Kriegsende in Göttingen

Am 8. April 1945 wurde mittags die Stadt Göttingen an die bereits zum Marktplatz vorgedrungenen amerikanischen Truppen übergeben. Widerstand war nicht geleistet worden.

Ein anschaulicher Bericht von diesem Tag aus der Chronik der Gemeinde St. Paulus:

beschädigte St. Pauluskirche beschädigte St. Pauluskirche

Unvergesslich wird allen, die damals dabei waren, der 8.4.1945 bleiben. Es war der Weiße Sonntag, an dem 28 Jungen und Mädchen zum ersten Male die hl. Kommunion empfangen sollten – nicht wie üblich in einem feierlichen Amt, sondern in einer stillen hl. Messe morgens um 7 Uhr. Die nahende Front erlaubte keinen langen Gottesdienst und keiner anderen Stunde.
Am Tage vorher waren über Güter- und Hauptbahnhof Bomben abgeworfen worden und dabei ein Kommunionkind und seine Mutter ums Leben gekommen. Wegen der andauernden Gefahr erschienen am Sonntagmorgen nicht alle Erstkommunikanten. Immerhin fanden sich etwa 300 Kirchenbesucher ein. Es war eine eigentümliche Atmosphäre, standen doch die amerikanischen Truppen unmittelbar vor Göttingen. Sprengungen erschütterten die Kirche, und von der Front hörte man das Donnergrollen der Geschütze. Es gab keinen Strom mehr, die hl. Messe verlief aber ohne Zwischenfälle und Kinder und Eltern gelangten sicher nach Hause.
Um 13 Uhr, kurz vor dem Einrücken der Amerikaner, setzte Artilleriebeschuss ein. Zwei Geschosse trafen die St. Paulus-Kirche. Eines schlug von Westen in den Turm, so daß der große Zeiger der Uhr herunter fiel und das Seitenschiff beschädigt wurde.
Die Stelle ist durch eine Inschrift am Turm „A.D. 8.4.1945“ gekennzeichnet. Schon am Nachmittag – nach dem Einmarsch der Amerikaner – begannen die Aufräumungsarbeiten. So konnte schon am nächsten Morgen wieder, wenn auch in einem beschädigten Gotteshaus, die hl. Messe gefeiert werden.

Am 8. Mai 1945 erfolgte die Deutsche Kapitulation.