Kurze Flaute und neue Initiative

Der anfängliche Elan und Optimismus war in den Monaten Oktober und November etwas ins Stocken geraten.

„Es werden Stimmen laut, die meinen, es sei nicht günstig die DPSG wieder neu aufzubauen.
Es sei heute eine einheitliche katholische Jugend notwendig, ohne jede Sondergruppe.
Eine allgemeine Entmutigung stellte sich ein.“

(Aus der Stammeschronik von 1945.)

Diese Haltung entsprach im Wesentlichen auch der Meinung der Westdeutschen Bischöfe sowie der von den Diözesanjugendseelsorgern verabschiedeten Richtlinien zur Jugendarbeit (vom Mai und Juli des Jahres).



Die folgende Begebenheit beschreibt eindrücklich die aktive Ablehnung der Göttinger Pfadfinder:

„Der damalige Pastor Spindeler in St. Michael (1944 bis1950) warnte die Eltern vor meiner Wölflingsmeute, weil die Jungen doch nur dummes Zeug lernen würden.“

(Winfried Henze, Wölflingsführer)

Von Anfang an war die Heimatgemeinde der Pfadfinder St. Michael, so sollte es auch künftig sein.
Unsere ersten Stammeskuraten, die Kapläne Bertram und Laufköter, waren uneingeschränkt Förderer der Göttinger Pfadfinder. Glücklicherweise hatten die Pfadfinder mit Kaplan Adrian aus St. Paulus wieder einen charismatischen, dynamischen Kuraten gewinnen können.
Pastor Spindeler hatte keine gute Meinung von den Pfadfindern, er war nicht auf ihrer Seite. Die Pfadfinder wussten nun, dass sie ihren eigenen Weg gehen mussten, dazu waren sie bereit.

Pfarrer Robert Marheineke


Es war eine glückliche Fügung!

Obwohl nie eine Pfadfindergruppe in St. Paulus beheimatet war, übrigens bis heute, und Pfarrer Robert Marheineke auch nicht ihr Kurat war, wurde er in dieser Aufbauphase für die Pfadfinder zu einem starken Fürsprecher. Kannte er doch die Pfadfinder und deren Engagement noch aus der Zeit vor dem Verbot der DPSG.
Sicherlich hatte ihn auch beeindruckt, wie die Jungen und ihre ehemaligen Führer aktiv in der katholischen Jugendarbeit während der NS-Zeit mitgewirkt hatten.

Besonders wertvoll war seine Bereitschaft, die Göttinger Kapläne als Kuraten der Pfadfinder mitarbeiten zu lassen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Pfadfinder häufiger in St. Paulus Veranstaltungen durchführten.



Ende November kam Bruno Urbaschek – ehemaliger Pfadfinder des Stammes – aus dem Lazarett zurück.
Bruno ergriff nun die Initiative und wurde Stammesführer. Unter seiner Leitung wurde der Stamm neu organisiert.

Am 28.11.1945 veröffentlichte Bruno das von ihm verfasste 1. Monatsflugblatt für den Stamm Göttingen:

Monatsflugblatt für den Stamm Göttingen 1945

Monatsflugblatt für den Stamm Göttingen 1945