Fahrt nach Herzberg im März

Die erste Fahrt der Pfadfinder in diesem Jahr galt es im Vorfeld gut vorzubereiten. Besonders unter den damals herrschenden außerordentlich schwierigen Verhältnissen war so manches zu bedenken. Da galt es zunächst ein geeignetes Ziel auszuwählen. Also wohin sollte es gehen?
Noch in guter Erinnerung war bei einigen älteren Pfadfindern und Führern ihr ehemaliger 2. Stammeskurat, Kaplan Laufköter. Als er 1939 nach Herzberg versetzt wurde, riss der freundschaftliche Kontakt zwischen ihm und den Göttinger Pfadfindern nicht ab. Sie besuchten ihn im Jahr 1940 an seiner neuen Wirkungsstätte als Pfarrer in Herzberg.
So wurde die Idee verfolgt, erneut nach Herzberg zu reisen und ein entsprechender Kontakt aufgenommen. Pfarrer Laufkötter war sehr gerne bereit, seine ehemaligen Jungen und natürlich auch viele neue Gesichter in den Räumen seiner Pfarrei für ein Wochenende zu beherbergen. Damit war eine prima Voraussetzung geschaffen, zumal auch das Thema Verpflegung – eines der wichtigsten Grundbedürfnisse gelöst war: Die Pfadfinder bekamen vor Ort eine einfache Kost. Besser konnten sie es gar nicht hinbekommen. Bei der guten Unterstützung!

Fahrstrecke Fahrstrecke


Unter der Führung von Bernhard Metze reisten 20 Jungen mit der Bahn nach Herzberg. Die Strecke führte sie über Northeim, Wulften nach Herzberg.

Dort angekommen, war es nur eine kurze Strecke vom Bahnhof bis zur katholischen Kirche, wo sie herzlich vom Pfarrer begrüßt wurden. Ihr Quartier bezogen sie im angrenzenden Jugendheim.

Am Sonntag fuhren zusätzlich einige ältere Pfadfinder (Rover) von Göttingen mit dem Fahrrad ebenfalls nach Herzberg. Ihre spannenden schriftlichen Aufzeichnungen über die Erlebnisse der Tagestour sowie einiger Begebenheiten in Herzberg vervollständigen diesen Bericht und sind unbedingt lesenswert.

In der Stammeszeitung „Unser Pfad“ vom April 1946 schrieb Bernhard Metze rückblickend zu der Fahrt:

Herzbergfahrt durch die Göttinger Lupe betrachtet.
Fahrt mit der Bahn ist vom Übel, besonders mit kleinen Kindern, sagt der Hilfsfeldmeister (Bernhard Metze). Kamen wir ohne Vorurteil nach Herzberg? Jeder Ort und jede Zeit hat eigene Maßstäbe. Das Herzberger Jungenleben ist anders, doch nicht schlechter. Das für die Freunde des „Betriebs um jeden Preis“. War der Abend flau, so hat uns die Messe am späten Morgen doch viel wesentlicher zusammengebracht. Wenn wir von der guten Form zum Kern durchgedrungen sind, dann war die Predigt der Nachfolge Christi nicht umsonst. Unterkunft und Verpflegung: gut. Sogar Klaus war satt. Sonne, Wald und Wasser füllten den Nachmittag. Herzberg: „Gut Pfad!“ Ihr hattet viele Jungs bei der Messe. Dort ist noch Neuland und die Arbeit wichtiger, erfolgreicher als beim Jungmann. Noch eins: „Unser Pfad“ wartet auf eure Stimme!



Resümee und Ausblick vom Stammesarchivar
Wenn man die kurzen Zeilen von Bernhard Metze liest, erahnt man auch seine Einschätzung der damaligen Jugendarbeit in Herzberg. Sehr wahrscheinlich hatte auch der Pfarrer mit dem Besuch der Göttinger Pfadfinder in seiner Gemeinde die Absicht verfolgt, seine Kinder und Jugendlichen vor Ort mit dem „Pfadfinderwesen“ bekannt zu machen. Mehrfach erlebten die zu der Zeit bereits sehr aktiven Göttinger Pfadfinder und ihre Führer, dass die katholischen Pfadfinder in vielen Orten und Gemeinden gänzlich unbekannt waren.
So kurz nach dem Ende des Krieges und dem Verbot der Hitlerjugend bereits wieder gut organisierte und sogar in Kluft auftretende Pfadfinder zu erleben, war für viele Erwachsene und Jugendliche schon sehr gewöhnungsbedürftig und wurde nicht selten mit unverhohlener Skepsis betrachtet!

Nach den Chronikunterlagen existierten dann Jahre später für kurze Zeit (um 1953) Georgspfadfinder in der Gemeinde St. Josef in Herzberg.

Im Jahr 1981 wurde vom Vorstand des Harzbezirks der neu- bzw. wiedergegründete Stamm Herzberg offiziell anerkannt.