Sommerlager Jungtrupp Orion in Benniehausen

Einladungsbrief zum Sommerlager Jungtrupp Orion Einladungsbrief zum Sommerlager Jungtrupp Orion

Unter der Leitung von Uli Krause und Gerhard May fand das Lager vom 17. bis 27.08.1963 statt. Schon längere Zeit hatten die Jungpfadfinder auf das kommende Sommerlager gefreut. Endlich kam dann die schriftliche Einladung. Der ausgesuchte Lagerplatz war den Jungen bis dahin gänzlich unbekannt.


Vorbemerkung zu diesem Lager

Wenn man die schriftliche Einladung genauer anschaut, ist dort weit mehr als nur der Lagerzeitraum und Ort genannt worden. Dazu sollen die folgenden Erläuterungen etwas mehr Klarheit verschaffen.

In den vergangenen Jahren verbrachten die Jungpfadfinder ihre Sommerlager teilweise im Rahmen von Stammeslagern, aber auch eigene Sommerfahrten des Trupps wurden durchgeführt. Die Organisation war dabei mehrheitlich in der Form eines Gemeinschaftslagers aller Jungpfadfinder gestaltet worden. Das bedeutete z. B. auch eine gemeinsame Lagerküche.

In diesem Jahr sollte nun eine sehr viel stärkere Einbindung der Jungsippen erfolgen. Jede von ihnen war – bis auf wenige Ausnahmen – während des gesamten Lagers selbstverantwortlich tätig. Dazu gehörte auch eine eigenständige, sippenweise Zubereitung der Mahlzeiten. Lediglich der Einkauf von Lebensmitteln erfolgte durch die Truppführung. Das bedeutete eine umfangreiche Übernahme von neuen zusätzlichen Aufgaben durch die einzelnen Sippenmitglieder. Ob das Experiment gelungen war?
Am Ende schließen wir mit einer Einschätzung zu den geplanten Veränderungen.


Anfahrt

Anfahrt zum Steinbruch nahe Bennihausen. Info Lagerplatz
Von St. Michael setzte sich die Fahrradkarawane in Bewegung. Die Begleitung des Trupps während der Tour hatten zwei ältere Pfadfinder übernommen. Das umfangreiche Lagermaterial wurde von der Truppleitung mittels eines geliehenen Klein-Lkw zum Platz gefahren. Auf den Fahrrädern war lediglich das persönliche Gepäck mitzuführen. Nach kurzer Fahrt war das Dorf Bennihausen erreicht.

Danach wurde in den Feldweg eingebogen und die Jungpfadfinder sahen nicht nur den Klein-Lkw, sondern auch ihr künftiges Zuhause für die nächsten 10 Tage. Anreise mit Fahrrad. Ankunft am Lagerplatz.

Lageraufbau

Als Nächstes stand die Aufteilung der Sippenplätze an. Danach erhielt jede Sippe eine der erst kürzlich für den Stamm neu selbstgefertigten Sippenkiste. Darin war reichhaltiges Lagermaterial, jeweils für eine Sippe, enthalten. Das bestand im Wesentlichen aus: Kohte, Gepäckzelt, Planen, Werkzeugen wie Säge, Beil, Fäustel, Seilen, Petroleumlampe sowie dem Küchenmaterial, einschließlich einem Rost für die Feuerstelle.

Die Truppleitung informierte dann darüber, dass jede Sippe einen vollständig eingerichteten Sippenplatz zu errichten hatte. Der bestand aus der Kohte, übrigens die Strohbunde, als wärmende Unterlage, waren bereits auf dem Lagerplatz angekommen. Weiterhin seien eine überdachte Sippenküche und ein ebenfalls überdachter Essplatz zu bauen.

Zur Verwendung der dann leeren Sippenkisten gab es noch einige Hinweise:
Die Deckel der Kisten hatte eine abwaschbare Beschichtung und konnte leicht abgenommen werden. Das sollte der Sippentisch, aufgebockt auf vier eingeschlagenen Pfosten, werden. Der Rest der Sippenkiste war als Teil der Sippenküche gedacht. Hier konnte z. B. die Verpflegung trocken gelagert werden. Auch dafür sollten entsprechende Stangen besorgt und die Kisten auf Arbeitshöhe gestellt werden.

Die Bilder rechts
 – vom Lagerplatz der Sippe Löwe – 
zeigen einige Beispiele, wie die Sippenkisten in die Lagerbauten einbezogen wurden.
Küche mit Sippenkiste. Deckel der Sippenkiste als Tisch und Handtuchhalter.
Sippenplatz der Löwen. Achim macht Kleinholz. Achim und Thomas sägen Brennholz.

Damit war das Arbeitsprogramm für den Lageraufbau klar besprochen und die Sippen machten sich an die Umsetzung. Der Anreisetag sowie der nächste Tag waren dafür vorgesehen. Dazu kamen noch die Einrichtung einer Lagerfeuerrunde sowie der Aufbau eines größeren Gemeinschaftszeltes, welches etwas außerhalb des eigentlichen Lagerplatzes seinen Standort fand.

Sippenplatz der Adler
Adler beim Feuerholz machen. Sippenplatz Adler, Manfred Reddig. Sippenküche der Adler (am Besuchstag), rechte Seite Führerzelt.
Die weiteren Lagertage waren mit einem umfangreichen Programm ausgefüllt.

Dazu zählten Geländespiele, Aufgabenwanderungen der Sippen, Erkundungen der Bürgergrotte, eine Lagerolympiade, sowie einige Abseilübungen an den senkrechten Sandsteinfelsen des Steinbruchs.
Abseilübungen
Ausgestaltung des Totempfahles mit dem Stechbeitel. Wie eigentlich immer in den Sommerlagern üblich, erfolgten die obligatorischen Sippenwettkämpfe.

Die tagesbeste Sippe wurde am nächsten Tag bei der Morgenrunde bekannt gegeben. Als äußeres Zeichen erhielt die beste Sippe nun den Totempfahl, den sie mit ihrem Sippentier als Schnitzarbeit verschönern durfte.
Der Totempfahl stand dann auf dem jeweiligen Sippenplatz so lange, bis er an eine andere tagesbeste Sippe weitergegeben wurde.

Lagererlebnisse

Im Lager war sogar eine eigene Telefonanlage eingerichtet. Von dem olivgrünen ehemaligen Armeezelt am Lagereingang, bis hin zum Führerzelt, verlegten wir die Kabel für zwei Feldtelefone. Auch wenn die Anlage tatsächlich funktionierte, war schon nach kurzer Zeit das Interesse hieran erloschen.
Gleich zu Beginn des Lagers hatte der Stammesführer eine gute Idee. Um den Transportweg zur Quelle für die Trinkwasserversorgung abzukürzen, baute Wolfgang Saul mit den Jungpfadfindern eine Seilbahn. So wurde am steilen Abhang vom Lagerplatz bis zur Quelle ein Drahtseil hoch in den Bäumen gespannt. Daran lief eine Rolle mit dem Zugseil. So weit, so gut. Allerdings, auf der Talfahrt blieb der leere Wasserkanister immer wieder hängen. War er dann doch einmal mit Wasser gefüllt an dem Zugseil aufgehängt, schafften die Jungpfadfinder es nur mit äußerster Kraftanstrengung, den Kanister hinauf zu ziehen. Eines Morgens war das Seil gerissen und die Aktion damit beendet.

Ankündigung eines Überfalls. Ankündigung eines Überfalls.

Ganz aufgeregt kam ein Truppmitglied mit einem Zettel, welchen er am Rande des Platzes gefunden hatte, ins Lager gelaufen.
„Wir werden überfallen“, rief er. Tatsächlich stand das sinngemäß auf dem Wisch.
Jetzt war die Spannung bei allen deutlich zu spüren. Wer steckte dahinter? Wann würde der Überfall stattfinden? Viele Ideen wurden gesponnen. So ganz kampflos würden man sich wohl nicht ergeben. Die Sippen zogen gleich um die Sippenplätze Stolperfallen aus gespannten Seilen. Einige wurden sogar mit Konservendosen, in denen kleine Steine lagen, als akustische Warnmelder verbunden.
Eine andere Entscheidung lag darin, dass ab sofort jede Nacht eine andere Sippe für die Nachtwache verantwortlich war. Wenigstens durfte ein kleines Wachfeuer unterhalten werden. Nach einigen Tagen stellte es sich heraus, dass ein Junge aus dem Pfadfindertrupp das Lager etwas auf Trapp bringen wollte. Jedenfalls fand kein Überfall statt. Ob die Truppführung eingeweiht war, ist nicht bekannt.


Trupprunden und Lagerfeuerabende

Regelmäßig kam der gesamte Trupp am Versammlungsplatz zusammen. Oftmals mussten die Luftmatratzen als Sitzgelegenheiten herhalten. Es verging kein Abend ohne ein zünftiges Lagerfeuer. Dabei lernten sie von Uli viele neue Lieder.

Uli in seinem Element. Singerunde Singerunde

Spielebücher

Oftmals erhielten die Kornetts am Nachmittag von der Truppleitung verschiedene Aufgaben zur Vorbereitung der Lagerfeuerrunden übermittelt. Ganz besonders häufig sollten die Sippen hierfür Pantomimen und Scharaden einüben.
Zur Anregung gab es dazu Spielebücher:

Bei der Vorstellung der kleinen Theaterstücke mussten die anderen Sippen um die Wette herausfinden, was jeweils dargestellt wurde. Zu Anfang fanden alle das noch ganz lustig, aber später nervte es die Jungpfadfinder gehörig. Die Truppleitung allerdings wohl nicht.



Zur Sonntagsmesse fuhren sie mit den Fahrrädern nach Rittmarshausen in die dortige kleine Kapelle
„hl. Kreuz“,
die von den Patres aus St. Michael betreut wurde.




Elternbesuchsnachmittag

Auch wenn kein extra Programm hierfür auf die Beine gestellt wurde, kamen einige Eltern am Sonntagnachmittag und ließen sich von ihren Jungen sowie der Stammes- und Truppleitung das Lager zeigen. Wie auf einem Bild zu erkennen ist, wurden sogar unter Mithilfe des Stammesführers  – Wolfgang Saul – die Sippenplätze mit Fichtenreisig verschönert. Die Zelte und Sippenplätze waren selbstverständlich bestens aufgeräumt worden.

Stammesführer Wolfgang Saul Truppfeldmeister Ulrich Krause Elternbesuchsnachmittag Elternbesuchsnachmittag

Resümee

Den Bericht stellte Manfred Reddig zusammen. Als Jungpfadfinder in der Sippe Adler hatte er am Sommerlager teilgenommen. Von daher handelt es sich um ein ganz persönliches Resümee.

„Das Lager ist mir und anderen Jungen bis heute in sehr lebendiger Erinnerung geblieben, wie eigentlich alle damaligen Fahrten mit dem Jungtrupp. Die Herausforderungen in diesem Lager waren für uns als Jungsippen schon ganz enorm. Jeder Einzelne war weitaus mehr als in den vergangenen Sommerlagern gefordert. Insbesondere die eigenständige Handhabung der Sippenküche war sehr zeitaufwendig. So richtig gut geübt waren die meisten von uns als Sippenkoch nun mal nicht. In der späteren Rückschau nach dem Lager waren letztlich die gestellten Aufgaben doch einigermaßen gut bewältigt worden und ein wenig stolz waren wir auch. Gerne hätten wir uns manchmal während der ausgefüllten Lagertage mehr Zeit für spannende Programmpunkte gewünscht.“