Einladung zum Sommerlager Einladung zum Sommerlager


Info Lagerplatz

Sommerlager der Jungpfadfinder

Burg Grubenhagen, 10.–20.08.1964

Einladungsschreiben zum Sommerlager.

Nach und nach trudelten alle Jungpfadfinder mit vollbepackten Fahrrädern auf dem Kirchhof von St. Michael ein. Mit einer Kolonnenfahrt – in Zweierreihen nebeneinander – startete der Trupp Orion sein diesjähriges Sommerlager.

Nach einigen Stunden Fahrt über Northeim, Hollenstedt, Stöckheim, Drüber und Edemissen wurde schließlich Rotenkirchen erreicht. Das Ziel lag zum Greifen nahe. Aber was war das? Unten am Burgberg stand der Göttinger Pkw samt Anhänger, beladen mit dem umfangreichen Lagermaterial.

Wolfgang Saul (Sam) hatte sich bereit erklärt, das Material ins Lager zu befördern. Nun erfuhren die Ankömmlinge von ihm, dass er mit seinem Gespann den steilen und vom Regen aufgeweichten Waldweg, der bis hinauf zum Burgplatz führt, nicht hatte bewältigen können.






Zum Glück war er nicht auch noch stecken geblieben. In seiner typisch pragmatischen Art wollte er es noch einmal versuchen. So zog er kurz entschlossen die Schneeketten auf und die Fahrt klappte.
Die Jungen waren natürlich heil froh, dass sie nicht das gesamte Material hinauf schleppen mussten. Ziemlich geschafft von der Radtour reichte es schon, die voll bepackten Fahrräder hinauf zu schieben.

Bei der erst kürzlich durchgeführten Kornettfahrt war die Verteilung und Lage der Sippenplätze besprochen worden und alle machten sich an die Arbeit.

Sippenplatz Sippenplatz




Die Kohten, für jede Sippe eine, konnten ganz praktisch mit einem Seil an den stabilen Ästen der Eichen aufgehängt werde. Allerdings, bei Regenwetter war der Standort nicht so günstig, es tropfte immer zweimal.
Zusätzlich hatte jede Sippe ein kleines Gepäckzelt aufgebaut, in welchem die persönlichen Lagerausrüstungen Platz fanden.



Jede Sippe richtete sich ihre eigene Lagerküche ein, welche alle innerhalb eines kleinen dachlosen Gemäuers am Burgturm angesiedelt waren. Sie bestanden aus der Feuerstelle mit einem Eisenrost, einer aufgebockten Sippenkiste mit Platz für Lebensmittel und Küchengeräte. Einen begrenzten Witterungsschutz boten kleinere Planen. Die Feuerstellen waren durch das umgebende Mauerwerk ganz gut windgeschützt.

Ein entsprechend großer Versammlungsplatz, ausreichend für die Treffen aller Sippen wie z. B. bei Morgenrunden, lag zwischen dem Leiterzelt und den Sippenkohten.

Banner







Am Ende des Platzes stand ein stattlicher Baum mit ausladenden Ästen, bestens geeignet, um dort das Stammesbanner sowie das
Banner des Jungtrupps Jungpfadfinderbanner ORION Jungpfadfinderbanner ORION
hissen zu können. Damit war ersichtlich, wer die Burgruine erobert hatte und hier die nächsten Tage leben würde.

Sippenplatz Sippenplatz Am nächsten Tag wurden die sehr einfach gestalteten Sippenplätze vervollständigt. Unter einer Plane fanden die Sitzbalken, ein Tisch aus dem Deckel der Materialkiste, Geschirrständer usw. ihren Platz. Fotos aus dem Lagerleben: Mittagspause Mittagspause
Sippentisch mit Führern beim Mittagessen. Sippentisch mit Führern beim Mittagessen. Mittagspause Mittagspause

Mitten auf dem Burgplatz befand sich die zentrale Feuerstelle für ausgiebige Abende am Lagerfeuer. Die regelmäßig durchgeführten Nachtwachen, jeweils sippenweise im Wechsel, durften hier zu später Stunde bis hin zum frühen Morgen ein kleines Wachfeuer unterhalten. Es blieb alle Nächte ruhig, ein Überfall fand nicht statt.
Da leider auf dem Burggelände kein zugänglicher Wasserbrunnen existierte, musste das Trinkwasser in Kanistern beschwerlich vom nahen Forsthaus hinauf geschleppt werden. Vor dieser Aufgabe versuchten sich die Jungen gerne mal zu drücken.


Ausgewählte Programmschnipsel

Waldschwimmbad Waldschwimmbad

Eine Besonderheit in diesem Lager war das nahe gelegene Waldschwimmbad. Es lag am Fuß des Burgberges und war noch relativ neu und komfortabel ausgestattet. Sogar einen Bademeister gab es dort. Oftmals endete vor den Toren des Schwimmbades der regelmäßige morgendliche Frühsport. Etwas Zeit, um einige Runden in dem kalten Naturwasserbecken, gespeist von einem kleinen Flüsschen, zu schwimmen bzw. besser ausgedrückt zu toben, gehörte fast jeden Morgen zum Ritual. Die kalten Fluten weckten spätestens jetzt alle Lebensgeister. Die Pfadfinder waren zu der frühen Uhrzeit die ersten und einzigen Gäste. Manchmal mussten sie vor dem Sprung ins Wasser noch etwas warten, bis der Bademeister vorweg mit einem Kescher die nachts in das Schwimmbecken gefallenen Mäuse herausgefischt hatte. Im Anschluss wurde auch gleich in praktischer Weise die Katzenwäsche verrichtet, denn wie erwähnt, war es mit dem Wasser oben auf der Burg sehr dürftig bestellt.

Durch die regelmäßigen Besuche beim Forsthaus zur „Trinkwassergewinnung“ ergab sich alsbald ein guter Kontakt zum Sohn des Försters, welcher auch mehrfach im Lager weilte. In einer Nacht durften einige von den Jungpfadfindern in einem Heulager am Forsthaus einmal eine Nacht verbringen, was allerdings nicht so ganz das Wohlwollen der Truppleitung genoss.


Morgenrunden waren der offizielle Einstieg in den Lagertag. Nachdem die Banner gehisst worden waren: „Wir grüßen unser Banner mit Gut Pfad“, folgten allerlei organisatorische Hinweise.

Führermannschaft: v. l. Hajo Wächter, Ulrich Krause, Gerhard May Führermannschaft: v. l. Hajo Wächter, Ulrich Krause, Gerhard May















Mit Spannung war die Verkündung der tagesbesten Sippe vom Vortage erwartet worden. Wie auf dem Foto zu sehen ist, hatte der Truppleiter oftmals Verstärkung erhalten.


Siegerehrung: v. l. Gerhard May, Dietmar Graune, Thomas Gronemeyer Siegerehrung: v. l. Gerhard May, Dietmar Graune, Thomas Gronemeyer






Wie in jedem Lager standen einige pfadfinderische Sportwettkämpfe auf dem Programm. Manche sagten dazu auch Lagerolympiade.

Für die Gewinner der einzelnen Disziplinen gab es zwar keine Medaillen oder Urkunden, aber eine Flasche Assis (Fruchtsaftkonzentrat) war auch nicht zu verachten.





Tagesexkursion

Ziel war es, sippenweise das nahe gelegene Einbeck zu erreichen, um dort einige Aufgaben zu erledigen. Ausgestattet mit einer spartanischen Verpflegungsmischung waren die Sippen den ganzen Tag auf sich alleine gestellt. Per Anhalter wurde das Ziel ohne größere Probleme erreicht, wobei die saubere Pfadfinderkluft eine gute Visitenkarte war.
Aufbruch nach Einbeck, v. l. Dieter Fritsch, Dietmar Graune, NN Aufbruch nach Einbeck, v. l. Dieter Fritsch, Dietmar Graune, NN Warten auf eine Mitfahrgelegenheit. Warten auf eine Mitfahrgelegenheit.
Georg Rittmeier Georg Rittmeier Bei der Rast mit leckerem Zwieback. Bei der Rast mit leckerem Zwieback. Schnappschuss mit der Agfa Klick. Schnappschuss mit der Agfa Klick.

Vorne Gfm Nikolaus Winkler. Im Hintergrund der Revierförster. Vorne Gfm Nikolaus Winkler. Im Hintergrund der Revierförster.


Besuche im Lager

Der in dem Elternbrief angekündigte Besuchstag war mehr oder weniger ins Wasser gefallen. Aber an anderen Tagen gab es mehrfach Besuche von Göttinger Führern, einschließlich des Stammesführers Eberhard Walter. Sogar der Gaufeldmeister Nikolaus Winkler besuchte das Lager.

An einem der Besuchstage ging dann durch einen Gastpfadfinder unseres Stammes die innig geliebte Gitarre von Uli Krause zu Bruch, er hatte sich aus Versehen darauf gesetzt. Anschließend war der Gesang bei den Morgenrunden noch weniger melodisch.




Sippenwettkampf – Lagerfeuermantel statt Totempfahl

In den Sommerlagern war es seit Jahren guter Brauch, Sippenwettkämpfe durchzuführen. Hierbei ging es nicht um Einzelaktionen, sondern die jeweils tagesbeste Sippe wurde ermittelt. Die Truppführung hatte einen Plan aufgestellt, was in die Bewertungen mit einfloss.
In der Morgenrunde des folgenden Tages wurde dann das Ergebnis bekannt gegeben. In den letzten Jahren erhielt die beste Sippe vom Vortage das Totem überreicht. Das war zum Beginn des Lagers zunächst ein schöner, unbearbeiteter Holzpfahl. Eine Länge von mindestens 2 Metern sollte er aufweisen, da er ja zur Aufstellung in einem Erdloch eingebuddelt wurde.
Entsprechend der Anzahl der am Lager teilnehmenden Sippen wurden mit dem Fahrtenmesser durch Einkerbungen Felder markiert. Die jeweilige tagesbeste Sippe durfte das Totem mit ihren individuellen Schnitz- und Malkünsten gestalten. Das so verzierte Totem wurde dann als sichtbares Zeichen auf dem Sippenplatz aufgestellt. War die Sippe bereits beim ersten Erfolg mit den Ausgestaltungen, meistens mit ihrem Sippentier fertig geworden, wurden bei weiteren Erfolgen dann entsprechend der Anzahl der Tagessiege zusätzliche Kerben eingeschnitzt.


In diesem Jahr hatte sich die Truppführung etwas Neues ausgedacht.
Natürlich war wieder ein Sippenwettkampf angesagt. Aber zum Erstaunen gab es kein Totem, sondern eine olle graue Wolldecke. Na ja, des Rätsels Lösung war dann die Erklärung, es handele sich um einen Lagerfeuermantel, hieß es. Und siehe da, die Jungen erkannten, dass mit der Wolldecke schon etwas passiert war.
Es gab einen Kragen und einen einfachen Verschluss. Dieses eher einem Umhang ähnelnde Gewand konnte man tatsächlich tragen. Es sollte in unserem Sinne der Totemersatz sein. Auf der Fläche der Rückseite waren kaum sichtbar drei Felder vorgezeichnet, eins für jede Sippe. Dazu bekam die tagesbeste Sippe noch Farben und Pinsel zur farbenfrohen freien Ausgestaltung. Der erste Tagesgewinner waren die Adler. Auf dem Foto ist Manfred bei der Erstgestaltung zu sehen.

Ähnlich der Vorgehensweise wie bei der vorstehenden Beschreibung zum Totempfahl wurde der Lagerfeuermantel dann jeweils an die beste Sippe weitergegeben. Die Gestaltung wurde nach und nach immer formenreicher und farbenfroher. Leider liegt kein abschließendes Foto darüber vor.

Feuermantel aus „Die Große Fahrt“ Nr. 2/ 1964 Feuermantel aus „Die Große Fahrt“ Nr. 2/ 1964 Nun war die Aktion mit dem Lagerfeuermantel keine Göttinger Erfindung. Sie wurde in der Mitgliederzeitschrift „Die Große Fahrt“ Nr. 2/ 1964 ausführlich vorgestellt. Einige Auszüge stellen wir hier zur Ansicht.
Feuermantel aus „Die Große Fahrt“ Nr. 2/ 1964 Feuermantel aus „Die Große Fahrt“ Nr. 2/ 1964 Feuermantel aus „Die Große Fahrt“ Nr. 2/ 1964 Feuermantel aus „Die Große Fahrt“ Nr. 2/ 1964

Es wäre schon toll gewesen, wenn alle Jungpfadfinder ihren eigenen Feuermantel bekommen hätten. Dass dieses Teil am abendlichen Lagerfeuer brauchbar war, davon konnten sich reihum immer nur Einzelne überzeugen. Gerade bei den Nachtwachen, sie wurden jede Nacht im Wechsel von einer Sippe durchgeführt, leistete der Feuermantel gute Dienste.


Am vorletzten Lagertag wurde nochmals ein schönes großes Lagerfeuer angezündet. Zu etwas späterer Stunde kam der Förstersohn zu Besuch und sagte, er habe noch etwas Leckeres mitgebracht. Für den Abschiedsabend hatte er drei oder vier frische Forellen im Gepäck. Die wären sehr lecker, wenn sie auf dem Feuer gebacken würden. Gesagt, getan. Einen Deckel vom Hordentopf als Pfanne, etwas Margarine und dazu die ausgenommenen Forellen. In kürzester Zeit waren die Forellen ob der heißen Glut durchgebraten und schmeckten sehr lecker. Später stellte es sich dann heraus, er hatte die Forellen schwarz geangelt, was er natürlich wohlweislich verschwiegen hatte. Letztlich war alles aber gut ausgegangen.



Nachlese zum Sommerlager

Der Truppleiter Hajo schrieb:

„Ich wollte es ähnlich halten wie im vergangenen Jahr im Pfadfinderlager im Bayrischen Wald und ließ die Sippen getrennt wohnen und kochen. Um ein exaktes Programm durchzuführen und einzuhalten, habe ich jeden Morgen ein Tagesprogramm geschrieben und ausgehängt. Das hat sich gut bewährt, denn so war jedes im Unklaren sein ausgeschlossen und auch die Jungen wussten über ihren Lagertag genau Bescheid. Die Schwächen des Trupps zeigten sich erst nach einigen Tagen.
So machte das getrennte Kochen zwar Spaß, aber ein Mittagessen vor 14.30 Uhr war nicht möglich, obwohl ab 12.00 Uhr gekocht wurde, und alles gut vorbereitet war. Auch kamen einige Lagerbauten nicht zustande, weil nicht ihre Notwendigkeit eingesehen wurde.“


Manfred Reddig, damals als Jungpfadfinder im Lager dabei, ergänzt:

„Den Text unseres ehemaligen Truppleiters las ich im Rahmen der Erstellung des Lagerberichtes zum ersten Mal. Daher möchte ich gerne einige Punkte aus Teilnehmersicht kommentieren.
Insgesamt hatte mir mein letztes Jungpfadfindersommerlager, bevor ich kurz darauf in den Pfadfindertrupp wechselte, ganz gut gefallen. Die Sache mit dem sippenweise Wohnen und Kochen hatte der Jungtrupp bereits schon in seinem letztjährigen Sommerlager in gleicher Art und Weise praktiziert. Da Hajo den Jungtrupp erst im Jahr 1964 übernommen hatte, war ihm das wohl nicht bekannt. Schon 1963 war diese Lagerform für uns Jungen eine nicht so glückliche Regelung.
Hajo schreibt weiter, dass er die Entscheidung aufgrund seiner Erkenntnisse im Pfadfindersommerlager 1963 getroffen hatte, was sicherlich gut gemeint war. Der Vergleich zwischen Jungsippen und Pfadfindersippen, auch bei der qualitativen Erstellung von Lagerbauten, ist schon alleine aufgrund der Altersunterschiede und Erfahrungen nicht sinnvoll.
Der Truppleiter hatte sicherlich viel Mühe in das Programm investiert. Die meisten Jungpfadfinder des Trupps Orion waren bereits ‚alte Hasen‘ und schon mehrere Jahre dabei. Gerne hätten wir uns einige neue Herausforderungen und interessantere Programmpunkte gewünscht. So wurde das Lager in weiten Teilen zu einer Wiederholung ohne neue Höhepunkte. Da Hajo dem Trupp viele Freiräume ließ, wurden diese von uns in eigener ‚kreativer‘ Art ausgenutzt! Uns gefielen die spontanen Aktionen natürlich, dem Truppleiter eher weniger. Trotzdem war die Stimmung unter allen Beteiligten, so wie ich es damals erlebte, sehr gut.“