Abriss der Hütte in Göttingen

Haus vor Abbruch Haus vor Abbruch

Wie wir zu einem „Haus“ kamen und was wir damit machten

Während des großen Stammessommerlagers mit englischen Gästen in Wibbecke 1976 erzählte uns ein „Ehemaliger“ etwas von einer Hütte, die wir bekommen könnten. Nach Ablauf des Lagers erinnerten wir uns wieder daran und brachten in Erfahrung, wer der Eigentümer ist. Wir dachten, gucken kostet ja nichts.

Also besuchten wir die Familie Heise in Göttingen und stellten uns als Pfadfinder vor und fragten, was es mit der Hütte auf sich hat. Man erklärte uns, dass auf einem zukünftigen Bauplatz oberhalb der Corvinuskirche am Hainberg ein Gartenhaus steht, welches wir kostenlos abbauen könnten. Das sollte nur schnellstens geschehen, da sonst eine Raupe alles dem Erdboden gleich machen würde. Wir verabredeten einen Besichtigungstermin.

Es war so weit. Vor uns stand nicht eine Hütte, sondern ein massives Haus von fast 50 qm. Erst waren wir erschrocken und machten trotzdem dann eine intensive Besichtigung von außen und innen. Der Mut hatte die meisten von uns schon verlassen. Wir versprachen dem Eigentümer, in den nächsten Tagen endgültig unsere Entscheidung mitzuteilen.

Was sollten wir mit so einem großen Haus anfangen? Wo stellen wir das auf? Brechen wir es ab und lagern wir die Teile irgendwo? Übernehmen wir uns auch nicht? Viele Fragen stürmten auf uns ein. Erst einmal eine Nacht darüber schlafen.

Haus während des Abbruchs Haus während des Abbruchs

Zwischenzeitlich hatten wir es nach zähen Verhandlungen geschafft, dass wir den ehemaligen Holzeroder Sportplatz pachten konnten. Auch erreichten wir, dass vorerst niemand etwas gegen den eventuellen Aufbau einer Hütte hatte. Nun sagten wir zu. Wir wollten das Unternehmen anpacken.

Am Sonnabend, den 16.10.1976 begannen wir ziemlich planlos und ohne Erfahrung den Abbruch. Wir hatten uns vorgenommen, möglichst wenig Teile kaputtzumachen und wenn es geht, alles wieder zu verwenden. Am Sonnabend, den 30.10.1976 hatten wir es dann geschafft. Gegen 20.00 Uhr war die letzte Fuhre auf einem geliehenen Lkw in Richtung Holzerode unterwegs. Die Dritte an diesem Tage. Bis es jedoch so weit war, hatten an den Wochenenden samstags und sonntags viele Mitglieder der Leiterrunde tatkräftig mit angepackt. Auch waren einige Trupps zur Verstärkung angerückt.

Haus während des Abbruchs Haus während des Abbruchs

Zwischendurch stellten wir fest, dass der Abbau doch ganz gut voranging. Aber wie sollten diese vielen Einzelteile jemals wieder zusammengefügt werden? Wir hatten großes Glück, dass die Bausubstanz des Hauses noch außerordentlich gut erhalten war und tatsächlich gar nicht so viele Teile kaputt waren. Wir erfuhren, dass das Haus bereits in den 30er Jahren erbaut worden war und während der Kriegs- und Nachkriegszeit einmal fest bewohnt war.

Nun hatten wir ganze Arbeit geleistet. Wo vor Kurzem noch ein schickes Gartenhaus stand, war von alledem nichts mehr zu sehen bis auf eine gemauerte Kellerruine, die für die Raupe oder den Bagger übrig geblieben war.

Hoffentlich bekommen wir dieses Puzzlespiel in den Griff, dachten wir und verließen redlich müde und geschafft ‚unsere‘ Baustelle. Aber eine große Ruhepause wollten wir uns nicht gönnen, denn am Sonntag, den 31.10.1976 sollte in Holzerode der Wiederaufbau beginnen.

(Text: Manfred Reddig)