Windrad, eine Roveraktion des Stammes

Das vorgestellte Projekt lief über mehrere Jahre. Da ein erster Teilerfolg im Jahr 1980 erzielt wurde, ist der komplette Bericht in diesem Jahr zugeordnet worden.

Bereits im Herbst 1979 hatten sich die Roverrunde I ein Projekt ausgesucht. Es wurde scherzhaft „Die Ölkrise in Klein Holzerode“ getauft. Das Thema alternative Energien war angesagt, auch die Gewinnung von Windenergie stand oben an. Man konnte immer mehr „Propeller“ in der Landschaft entdecken. Warum nicht auch auf dem Zelt- und Freizeitgelände, hier war ausreichend Platz vorhanden und windig war es zudem sehr oft.

Im Jahr 1980 starteten die praktischen Arbeiten. Die Roverrunde I des Stammes – angestachelt von Manfred Reddig – machte sich ans Werk. Nach diesem Abstimmungsgespräch in den Räumen von St. Michael begannen die Vorbereitungen zunächst in aller Stille.
Ein erstes sichtbares Zeichen, dass es voranging, waren die Messungen mit einem Windmessgerät, die Mitglieder der Roverrunde vornahmen. Der „windigste“ Punkt wurde durch wiederholte Messung festgelegt. Weitere Gespräche mit Fachleuten sowie ein Besuch im Institut für Aeronomie standen auf dem Programm.

Manfred erzählt:

„Eines Tages, Ende 1980, hieß es dann: ‚Wir sind zum Aufbau bereit‘. In Weende, bei ‚Ecki‘, sollte ich das Windrad mit dem VW-Bus abholen und nach Holzerode transportieren. Es war ein ganz schönes Monstrum geworden. Ein sogenannter ‚Langsamläufer‘ aus aufgetrennten Fässern war zusammengebaut worden. Nur mit Mühe und Not wurde das sperrige Ding im Auto untergebracht und vor Ort wieder abgeladen.“

Das aufgebaute Windrad.

Weiterhin waren bereits Telegrafenstangen in Holzerode angekommen.

Nun folgte ein Arbeitseinsatz in Holzerode. Der Standort für das Windrad war festgelegt worden. Zuerst wurden zwei ca. 1,20 m tiefe Löcher ausgehoben. Danach wurden die beiden Telegrafenstangen mit zwei Kanthölzern zu einem großen „H“ zusammengeschraubt.
Zuletzt wurde das eigentliche Windrad in die Konstruktion eingepasst. Mit geballter Energie und Hilfe von vielen zufällig anwesenden Leitern wurde das Gebilde aufgerichtet. In der Spitze war der eine Mast 7,5 m hoch.
Zur Absicherung und Stabilität erfolgte dann die Abspannung mit vier Drahtseilen. Diese waren an im Boden eingeschlagenen Eisenpfählen befestigt.

Und tatsächlich, die Tonne drehte sich. Aber nur ganz langsam – in diesem Augenblick war auch fast kein Luftzug zu spüren.

Protokoll der Stammesversammlung vom 28.02.1981:

„Das Projekt Windrad wurde begonnen, das Windrad inzwischen in Holzerode aufgestellt, Stromgewinnungsmechanismus muss noch angebracht werden.“

Karl-Heinz und Manfred beobachteten beinahe jedes Wochenende die rotierende Tonne. Und es war unglaublich, wie viele Umdrehungen diese bei fast jeder Wetterlage machte. Man konnte sich schon gut vorstellen, dass mit dieser Anlage Strom erzeugt werden könnte.
Zwischenzeitlich bestaunten viele Spaziergänger und Gäste-Pfadfinder anderer Stämme das Bauwerk.

Der Filmausschnitt ist im Stammeslager 1981 entstanden.

Protokoll der Stammesversammlung vom 05.11.1981:

„Die Aktion Windrad soll abgeschlossen werden.“

Daraus wurde nichts mehr. Leider ging das Interesse an der Fertigstellung der Anlage zurück. Inzwischen waren die fachlich kompetenten Rover bereits aus der Runde ausgeschieden. Über viele Monate lag das Projekt auf Eis. Auch gutes Zureden und Anbieten von Hilfe und Unterstützung brachte die Aktion nicht zum Abschluss. So hat leider niemals auch nur ein kleines ökostrombetriebenes Lämpchen gebrannt.

Im Winter 1982/1983 lag eines Tages die „Tonne“ zerbeult und verbogen unten auf der Wiese.

Die einhellige Meinung war, dieses Projekt zu beenden. Jetzt waren die Verwalter des Zelt- und Freizeitgeländes am Zuge. Zuerst wurde die demolierte Tonne entsorgt.
Im Herbst 1983 bauten Manfred und Karl Heinz dann die Holzkonstruktion ab. Die Drahtseile waren mittlerweile schon sehr porös. Aber die Telegrafenstangen hielten doch tatsächlich dem VW-Bus stand. Es gelang nicht, die beiden Stangen mit einem Seil und der Kraft des VW-Busses umzureißen. Mehrmals war ein Seil glatt durchgerissen. Einmal wurde durch die Wucht sogar das Nummernschild abgeschlagen. Aber mithilfe einer normalen Bügelsäge gelang es letztendlich, beide zu fällen.

Damit wurde ein hoffnungsvolles Kapitel zu den Akten gelegt.