Unsere Überlegungen, etwas für das Forstrevier zu tun, liefen darauf hinaus, für Herrn Förster Pösse einen Hochsitz zu bauen.
Karl Heinz und Manfred besuchten ihn und stellten unsere Idee vor. Herr Pösse war damit sehr einverstanden.
Nach kurzer Überlegung hatte er auch gleich einen geeigneten Standort im Auge.
Bald darauf machten wir zusammen mit dem Förster eine Ortsbesichtigung.
Sein geschultes Auge für die Platzierung eines Hochsitzes fand alsbald den günstigsten Standort.
Um ein ungehindertes Sichtfeld zu bekommen, müssten noch einige Bäume gefällt werden. Darum brauchten wir uns jedoch nicht zu kümmern.
Nebenbei gesagt, waren es ganz schön große Bäume und wir hätten sicherlich unser Problem damit gehabt.
Die Fichtenstangen, welche wir für die Ständerkonstruktion des Hochsitzes verwenden sollten, hatten Waldarbeiter kürzlich schon geschlagen.
Allerdings waren das ganz schön starke Fichtenstämme und außerdem lagen sie einige 100 Meter von dem zukünftigen Standort für den Hochsitz entfernt.
Aber das war so für unser Vorhaben immer noch die einfachste Lösung. Danach wurden noch die Maße und das Aussehen des zukünftigen Bauwerkes mit Herrn Pösse abgestimmt.
Jetzt brauchten wir nur noch loszulegen.
Als Erstes suchten wir im Stamm einen Trupp, der die ganze Aktion übernehmen wollte. Hierfür erklärte sich der Pfadfindertrupp aus Maria Frieden,
unter der Leitung von Stefan Ahr, sogleich bereit.
Mit dem Gruppenleiter machten wir auch eine eingehende Ortsbesichtigung. Weiterhin erstellten wir eine Konstruktionszeichnung,
schnitten mit der Motorsäge die Stangen passend und besorgten weiteres Material wie z. B. Schlossschrauben usw.
Vom 13. bis 14. Dezember 1980 verbrachte der Pfadfindertrupp Geismar I ein Arbeitswochenende auf dem Zeltgelände.
Unter Führung von Manfred besichtigten alle Truppmitglieder den Bauplatz für den künftigen Hochsitz.
Erläuterungen:
Auf dem Kartenausschnitt zeigt der gelbe Pfeil den Standort des zu bauenden Hochsitzes an.
Der Platz war so gewählt worden, dass er direkt am Waldrand, mit bestem Blick auf die „Rehwiese“, positioniert war.
Die grün markierte längliche Wiese, zwischen der Kiefernschonung sowie dem nahen Beverbach (Biberbach), wurde von den Groner Wölflingen Rehwiese getauft.
Hier hatten sie mehrfach Rehe beim Äsen sehr schön beobachten können.
Danach erfolgte die Aufteilung in Arbeitsgruppen. Die erste und anstrengendste Aufgabe war es nun, zunächst die vorbereiteten Fichtenstangen hierher zu schleppen.
Das kostete eine Menge Zeit. Entsprechend der Konstruktionszeichnung bauten die Jungen die Balkenkonstruktion. Stück für Stück wurden die vier Ständer miteinander verschraubt.
Zur Arbeitserleichterung fand diese Aktion am Boden statt. Eine andere Gruppe war damit betraut, die Leiter zu erstellen.
Und schon bald war das Wochenende um. Im Wesentlichen hatten sie das Grundgerüst sowie die Leiter fertiggestellt.
Einen weiteren Arbeitseinsatz konnte der Pfadfindertrupp leider nicht leisten.
So kamen dann Karl-Heinz, Heiko und Manfred ins Spiel. Sie übernahmen es, den Hochsitz endgültig fertigzustellen.
Es war ja vom Pfadfindertrupp schon eine gute Vorarbeit geleistet worden.
Die gesamte Stangenkonstruktion wurde unter größter Anstrengung und mithilfe eines Stahlseils und einem VW-Bus mit Anhängerkupplung mühsam aufgerichtet.
Als die vier Stangen dann endlich in die vorbereiteten Erdlöcher rutschen, waren wir sehr froh.
Danach konnte die vorbereitete Leiter angeschraubt werden und das Gerüst des Hochsitzes stand bombenfest.
In weiteren Arbeitsgängen an mehreren, aufeinanderfolgenden Wochenenden bauten wir die Plattform, die Seitenwände und das Dach.
Als Letztes fehlte nur noch die Sitzbank, die auch bald fertiggestellt wurde.
Als im Frühjahr 1981 alles komplett war, waren wir uns einig: Das ist der stabilste und wuchtigste Hochsitz im ganzen Revier geworden.
Auf diesem Foto ist ein Teil der Wölflingsmeuten zu sehen. Während ihres Sommerlagers fand hier am fertigen Hochsitz eine Station eines Aufgabenspieles statt.
Einigen Monate später fragten wir Herrn Förster Pösse, ob er schon mal „angesessen“ hätte.
Er erzählte uns, dass er bereits von unserem Hochsitz aus ein Stück Rehwild geschossen habe. „Waidmanns Heil“!
Einige Jahre nach der Fertigstellung des Hochsitzes waren Karl Heinz und Manfred wieder einmal bei Förster Pösse wegen einer dringenden Angelegenheit,
in seinem kleinen Arbeitszimmer im Forsthaus Holzerode.
Wir trauten unseren Augen nicht. Da hing an der Wand eine kleine gerahmte Kohlezeichnung.
Unschwer erkannten wir unseren Hochsitz an der Rehwiese. Herr Pösse erzählte uns, dass ein befreundeter Jäger diese Zeichnung angefertigt hatte.
Von ihm habe er die Zeichnung geschenkt bekommen.
Der Hochsitz war dem Künstler so markant erschienen, dass daraus eine Skizze entstanden war.
Aufgrund seiner Form und Stabilität hatte er den Spitznamen
„Panzerkanzel“ bekommen. Damit war er immer direkt zuzuordnen. Herr Pösse überließ uns das Bild für einige Tage und Manfred
hatte dann für die Pfadfinder eine Fotokopie angefertigt.
Nachtrag:
Etwa ab Mitte der 90er Jahre war der Hochsitz nicht mehr gefahrlos begehbar.
Da er jagdlich nicht mehr genutzt wurde, war auch keine Ausbesserung erforderlich. Die stabilen Ständer standen noch bis Ende des Jahrzehnts.
Bericht von Manfred Reddig