Eine „Hauruck-Aktion“
Unser Zelt- und Freizeitgelände ist eine tolle Sache, landschaftlich idyllisch gelegen und für unsere Zwecke geradezu ideal.
Aber eine Sache ging uns hin und wieder auf den Geist. Immer, wenn es stark regnete, oder der Waldboden allgemein sehr feucht war, hatten wir mit Oberflächenwasser zu kämpfen.
Der vollgesogene Waldboden, mit der noch jungen Eichenkultur hinter den Hütten, entwässert leider aufgrund der leichten Hanglage in Richtung des Zeltgeländes.
Hinzu gesellte sich das von den Dächern der Hütten abfließende Regenwasser, genau auf den Hauptweg.
Stellenweise waren die Wasserpfützen mehrere qm groß und dabei nicht gerade flach.
Besonders unerfreulich entwickelte sich die Situation durch die jetzt vermehrte Benutzung des Weges zwischen den beiden Hütten.
Auf dem verdichteten Erdboden, besonders genau entlang des Weges, versickerten die Pfützen nur sehr langsam.
Da musste bald etwas geschehen!
Wir beratschlagten uns und suchten nach einer dauerhaften Lösung. Bereits 1978 hatten wir die Lagerfeuerrunde mittels eines Drainagerohres trocken gelegt.
Da diese Aktion
sehr erfolgreich war, stand bald fest, so ähnlich wollten wir es noch einmal versuchen.
Von Anfang an stand fest, dass wir die Entwässerung über den am Eingang zum Zeltgelände befindlichen Kanalschacht führen wollten.
Den äußeren Eckpunkt für die Drainage legten wir am Ende der offenen Hütte fest.
In einem Abstand von ca. 1 m Entfernung von den Gebäuden sollte der Graben an der offenen Hütte sowie der großen Hütte bis hin zu dem Ablauf verlaufen.
Dadurch versprachen wir uns eine Option für die zukünftige Regenwasserableitung von den Hüttendächern. Wichtig war es auch, die Erdarbeiten möglichst sinnvoll zu gestalten.
Das Drainagerohr sollte keinesfalls zu tief im Boden verlegt werden. Damit das Wasser ungehindert von dem Rohr aufgenommen werden kann, sollte ringsum eine Packlage Kies
eingebracht werden. Zum Schluss noch eine kleine Schicht Mutterboden obendrauf, für einen hoffentlich kräftigen Rasenwuchs.
Was mit dem übrig bleibenden Erdaushub geschehen sollte, planten wir so nebenbei.
Jetzt ging es daran, dass benötigte Material, 50 m Drainagerohr und eine Lkw-Ladung Kies zu bestellen, die dann auch termingerecht angeliefert wurden.
Soweit vorbereitet, startete die Arbeitsaktion am Samstag,
dem 28. März 1981.
Zusammen mit dem Pfadfindertrupp aus Grone (Sören Trümpler und 6 Jungen) und weiteren Helfern (Stefan Ahr, Heiko Eckhardt, Heinrich Hermann Grohe, Peter Tyra, Karl-Heinz Ringel, Manfred Reddig)
hatten wir uns vorgenommen, zuerst einmal den Graben auszuheben.
Das war leichter gesagt als getan.
Gleich unter der Grasnarbe kam auf ganzer Länge eine Schicht Schotter zutage – von unseren Vorgängern einmal zu ähnlichen Zwecken dort verteilt.
Nur unter großer Mühe kamen wir Stück für Stück voran. Bewaffnet mit Spaten, Kreuzhacken und sonstigen wilden Werkzeugen kämpften wir mit dem Mut der Verzweiflung.
Einige Werkzeugstiele mussten deswegen auch daran glauben. Erschwerend kam noch hinzu, dass das ganze Gelände wieder einmal mit Pfütze an Pfütze übersät war.
Kaum hatten wir ein Loch ausgehoben, war es auch schon voll Wasser gelaufen. Einmal mit der Kreuzhacke zugeschlagen und von oben bis unten war man voll mit übel riechenden Schlammsommersprossen.
Aber nach einigen Stunden hatten wir wenigstens eine Spatentiefe auf der gesamten Länge ausgehoben.
Der Graben zog sich nun von der rechten Ecke der offenen Hütte, vorbei an der großen Hütte, bis hin zum Kanalschacht vor dem Platzeingang.
Damit das Wasser dort später abfließen konnte, war zwischenzeitlich einer der Betonringe im Durchmesser des Drainagerohres aufgestemmt worden.
Nach einigen letzten Spatenstichen konnte die angesammelte braune Brühe dort schon einmal ablaufen.
Eine verdiente Pause folgte – mit Mettbrötchen satt, für alle – und es ging, auch dank der Unterstützung einiger ausgeruhter Neuankömmlinge, mit neuem Elan weiter.
Die nächste Schicht – noch mal eine Spatentiefe – war auch nicht viel leichter auszuheben.
Wir wollten ja auch möglichst nur einen schmalen Graben ziehen.
Als dann auf ganzer Länge diese Tiefe erzielt worden war, galt es noch einige Unebenheiten zu begradigen, damit wenigstens etwas Gefälle bestand.
Nun folgten Schubkarre auf Schubkarre, beladen mit dem vor dem Eingang abgekippten Kies, um die untere Packlage für das Drainagerohr in dem Graben auf ganzer Länge zu verteilen.
Das hatte nun auch noch gefehlt: Zu allem Unglück hatten sich die 50 m Drainagerohr beim Auspacken zu einem widerspenstigen Knäuel verheddert.
Also versuchten wir, auf der freien Wiese das Rohr zu entwirren, was beinahe schwieriger als bei einem verknoteten Seil war.
Aber auch das wurde schließlich bewältigt und etwa 35 Meter Drainagerohr konnten im Graben verlegt werden.
Dann entstand sehr spontan die Idee, wenn wir schon beim Buddeln sind, könnten wir in weiser Voraussicht und in einem Arbeitsgang gleich einen kurzen Graben zur großen Hütte ausheben.
Darin verlegten wir ebenfalls ein kurzes Stück Drainagerohr. Sinn und Zweck war die geplante Ableitung des Dachwassers, wenn dann später einmal eine Dachrinne angebracht ist.
An dieser Stelle gingen die Erdarbeiten erstaunlich leicht von der Hand.
Das Drainagerohr wurde zum Schutz vor eindringender Erde am Ende mit einer Plastiktüte umwickelt und alles verschwand unter der Erde.
Sonntag, 29. März 1981
Endlich, am Sonntagnachmittag war der Graben zugeschaufelt und wir waren so richtig geschafft. Das gesteckte Ziel war erreicht.
Die vormals einigermaßen grüne Landschaft sah aus, als ob dort ein Großbauvorhaben im Gange sei.
Alles weit und breit matschig und glitschig, aber wenigstens waren keine größeren Wasserpfützen mehr zu sehen!
Am nächsten Wochenende beschäftigten wir uns mit dem restlichen Erdaushub. Der kam uns gut zupasse, denn die Senke zwischen den beiden Hütten sollte kräftig aufgefüllt werden.
Die Erde war beileibe kein schöner Mutterboden und die groben Erdklumpen wurden, so gut es ging, zerklopft. Bald darauf konnten wir an dieser Stelle wieder Gras einsäen.
6 Monate später war von der Hauruck-Aktion fast nichts mehr zu sehen.
Die spannende Frage war, wie nachhaltig sich unsere Mühe zur Entwässerung bei den nächsten größeren Regenfällen zeigen würde. Die ehemalige Pfützenlandschaft gehörte tatsächlich der Vergangenheit an.
Wenn wir mal wieder Geld und große Lust haben, wollten wir noch weitere Teile unseres Zelt- und Freizeitgeländes „trocken“ legen.
Für dieses Jahr reichte es aus! Doch da irrten wir uns, wie der Bericht
„Anbau eines Schuppens“ im selben Jahr erfolgt, belegt.
(Text: Manfred Reddig)