Fliesen für die Waschstelle

Eher beiläufig besprachen die Verwalter die unbefriedigende optische Ansicht innerhalb der Waschstelle. Die rohen Beton- und Ziegelwände waren nicht unbedingt einladend. Schön wäre es schon, alle Wände mit Fliesen zu verkleiden. Jedoch die Marktpreise schreckten uns davon ab und andere Maßnahmen auf dem Zeltgelände hatten eine höhere Priorität. Nun hatten wir in der Vergangenheit schon mehrfach mit Spendenbriefen bei unterschiedlichen Firmen Erfolge gehabt. Also setzten wir einen netten Text auf und verschickten diverse Briefe an Göttinger Baumärkte. Fast alle Anfragen blieben diesmal leider unbeantwortet.

Doch dann, im Herbst 1981, erhielten wir von einer Firma in Göttingen, die wir auch angeschrieben hatten, ein Angebot über günstige Fliesen, denn die Waschstelle sollte ja endlich auch schöner werden. Also fuhren wir hin, um die Farben auszusuchen. So ganz passte uns das Angebot vom Preis her noch nicht. Nach längeren Verhandlungen ergab sich eine interessante Variante. Der Verkäufer stellte uns kostenlose Fliesen in Aussicht, was uns neugierig machte. „Das sind Muster, die wir von den Werken zur Ansicht für die Kunden bekommen, die wir nun aus dem Programm herausgenommen haben“, so der Verkäufer. „Die Fliesen mit unterschiedlichen Mustern und Farben sind auf Holzbrettern jeweils ca. 6–10 Stück aufgeklebt“, erklärte er uns dann noch. Ansehen wollten wir uns die Paletten schon gerne einmal. Dann standen wir vor einem großen Stapel mit einer riesigen Vielfalt an unterschiedlichen Musterfliesen. Aufgrund der Menge konnten wir uns zu mindestens für eine bestimmte Farbrichtung entscheiden. Wir dachten uns, da sie ja nicht kosten sollten, machen wir eben daraus eine „künstlerische Kachelwandgestaltung“. So beluden wir unsere Pkw mit den Geschenken und transportierten sie nach Holzerode, wo sie zunächst in der Waschstelle gelagert wurden.

Vorbereitung der Wandfliesen. Vorbereitung der Wandfliesen.

Im Frühjahr 1982 wollten wir mal probieren, ob es gelänge, die einzelnen Fliesen von den Holzträgern abzulösen. Nur sehr vorsichtig durfte man dabei zu Werke gehen. Einige waren so fest aufgeklebt, dass sie leider bei unseren Bemühungen zu Bruch gingen. Letztlich war es dann doch geschafft. Mehrere Quadratmeter Fläche waren zusammen gekommen. Klar war uns auch, dass damit keinesfalls das gesamte Waschhaus gefliest werden könnte. Alle noch zu verwendenden Fliesen wurden schon mal nach Zusammengehörigkeit sortiert und erneut gelagert.

Im September ging es dann zur Sache. Da sich keiner von uns die Verlegearbeiten zutraute, hatten wir das große Glück, einen Fachmann der alten Schule dafür zu gewinnen. Der Vater eines unserer Gruppenleiter war vom Fach und bereit, die Aktion in Angriff zu nehmen. Fünf Arbeitstage waren erforderlich, um alle Fliesen zu verarbeiten. Sie konnten aufgrund der sehr unebenen Wände nicht geklebt, sondern mussten mit viel Mörtel angebracht werden. Alleine vom Zugucken haben wir viel gelernt. Alle Arbeitstage wurden gemeinsam vom Meister, Herrn Grohe, und seinem Lehrling Manfred bestritten.
Nach Fertigstellung der gefliesten Teilflächen waren wir ob des Ergebnisses mehr als zufrieden. Sollten wir in der Zukunft die Aktion weiter fortsetzten wollen, müssten wir wohl Fliesen im Baumarkt zukaufen. Eine Entscheidung trafen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Spätere Berichte werden darüber informieren.


Bericht von Manfred Reddig