Gruppen des Stammes verlassen Groner Gemeinde St. Heinrich und Kunigunde

Hierbei handelte es sich in der bisherigen Stammesgeschichte
um einen einmaligen Vorfall ganz besonderer Art.
Die Hintergründe für den Anlass des Wechsels, sowie die schließlich daraus erwachsene Lösung mit der
neuen Heimat dreier Gruppen in St. Michael werden hier erläutert.


Kurzbilanz der Groner DPSG – eine Erfolgsgeschichte über 15 Jahre

Im Jahr 1967 begann die Arbeit des Stammes in der Gemeinde Heinrich und Kunigunde in Grone mit der Gründung eines neuen zusätzlichen Jungpfadfindertrupps.

St. Heinrich und Kunigunde – langjährige Heimat vieler Pfadfindergruppen St. Heinrich und Kunigunde – langjährige Heimat vieler Pfadfindergruppen

Das war der Start in einer langjährigen Erfolgsgeschichte für die Gemeinde, ihre Kinder und Jugendlichen und natürlich für den Stamm Göttingen im Ganzen.
Im Laufe der Jahre existierten dort Gruppen der Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder und Rover, allerdings in der meisten Zeit nicht alle erwähnten Stufen gleichzeitig. So hatte sich durch die altersbedingten Stufenwechsel nach und nach eine insgesamt durchgängige Struktur entwickelt.
Waren die ersten Gruppenleiter im Gründungsjahr zunächst „Entwicklungshelfer“ des Stammes aus anderen Gemeinden, so konnten einige Jahre später erfahrene Nachwuchsleiter, die nunmehr aus der Gemeinde Heinrich und Kunigunde stammten, mit Leitungsaufgaben betraut werden.
Dieses Angebot des Stammes zum Aufbau einer funktionierenden Jugendarbeit in Grone war eigentlich eine tolle Sache. Über den jeweiligen Stand aktiver Gruppen berichten wir in den Gruppenspiegeln.
An dieser Stelle wäre es vermessen, ausführlich über die vielfältigen pfadfinderischen Aktivitäten berichten zu wollen. Einige Berichte über Groner Gruppenaktivitäten sind der Stammeschronik zu entnehmen. Besonders erwähnenswert ist die engagierte Beteiligung der Pfadfinder am Gemeindeleben zu den unterschiedlichsten Anlässen, wie Gemeindefeste, Ausbauarbeiten im Pfarrzentrum, um nur einige zu erwähnen. Mit Fug und Recht kann festgehalten werden, die Pfadfinder waren bestens in der Gemeindearbeit integriert und anerkannt! Außerdem waren die Groner Gruppen über alle Jahre hinweg ein wichtiger, tragender Pfeiler des gesamten Stammes.


Krisenstimmung … ohne Happy End

Bereits seit dem vergangenen Jahr war das Verhältnis zwischen dem neuen Groner Pfarrer und den in Grone aktiven Gruppen des Stammes immer mehr abgekühlt. Dabei hatte es zu Beginn seiner Amtszeit als Pfarrer in Heinrich und Kunigunde zunächst nicht nach einer Ablehnung der Pfadfinderarbeit ausgesehen.
Man kann schon festhalten, dass in der Vergangenheit hin und wieder kleinere Konflikte zwischen den Groner Leitern und dem „Gemeindekurat“ aufgetreten waren. Diese Vorfälle wären bei guter Kompromissbereitschaft allemal aus der Welt zu schaffen gewesen. Verschiedene Versuche, gemeinsam eine dauerhaft tragbare Lösung zu finden, führten leider zu keiner Verbesserung. Gemeinsame Gespräche mit dem Stammesvorstand, unter Einbeziehung des Diözesankuraten, hatten letztlich keinen Erfolg. Auch waren die in der Vergangenheit geleisteten Arbeiten durch die Pfadfinder heute in den Augen des neuen Pfarrers keinen Pfifferling mehr wert. Diese Aktivitäten waren aus Sicht des aktuellen Pfarrers für ihn nicht relevant, nur seine Vorstellungen zählten und ließ er gelten.

In der Endphase allerdings wurden die Einschränkungen und Beschneidungen der Gruppenarbeit durch den Pfarrer immer stärker. So waren die Beteiligung der DPSG Gruppen z. B. am Pfarrfest sowie dem Weihnachtsbasar nicht mehr erwünscht.
Damit hatte der Pfarrer seine eigenen Gemeindemitglieder von einer aktiven Mitwirkung ausgeschlossen. Das war schon ein weitreichender Entschluss!

Über seine Motivation lässt sich nur schwer spekulieren. Schriftliche Aufzeichnungen über anstehende Probleme bzw. Lösungsansätze hatte er tunlichst vermieden. Sehr wahrscheinlich arbeiteten die Gruppenleiter nach seiner Vorstellung zu selbstständig. Sie waren ja im Stamm Göttingen eingebunden, der sich nicht nur auf eine, nämlich seine, Gemeinde in Göttingen beschränkte. Dabei war er mehrfach, leider ohne Erfolg, eingeladen worden, seine Ideen und Wünsche in den Gremien (Leiterrunde, Stammesversammlung) einzubringen. Der Stamm hätte sich über ein solches Engagement sicherlich gefreut.

Nach Einschätzung aller verantwortlichen Leiter des Stammes war es Ziel des Pfarrers, die im Wesentlichen intakte Pfadfinderarbeit in seiner Gemeinde nicht länger fortführen zu lassen. Das sich schließlich die Gruppenleiter unter den veränderten Voraussetzungen in Heinrich und Kunigunde nicht mehr imstande sahen weiterzuarbeiten, ist durchaus verständlich.

Brief Pater Steffens Brief Pater Steffens


Eine sehr gute Lösung bahnte sich an

Die einhellige Meinung innerhalb der Stammesleiterrunde war es, unbedingt eine Lösung für den Fortbestand der Gruppen zu erreichen. Eine ersatzlose Auflösung der Groner Gruppen kam schon aus Fürsorge für die Kinder und Jugendlichen nicht infrage.

„Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“.

In einem Gespräch mit dem neuen Pfarrer von St. Michael, Pater Josef Steffens SJ, erfuhr der Stammesvorstand von seiner Bereitschaft, die bestehenden Gruppen sehr gerne in seiner Gemeinde aufzunehmen und tatkräftig zu unterstützen. Die Groner Gruppenleiter empfanden das als eine gute Chance, um dort mit frischem Elan weiterzuarbeiten.

Und so kam es dann auch. Der Neuanfang nach den Sommerferien in St. Michael, die Roverrunde war bereits dort tätig, entwickelte sich zu einer langfristigen tragfähigen Lösung.








Pater Steffens SJ im Kreise
einiger Michaelaner Wölflinge


St. Michael – die neue Heimat der Groner Pfadfindergruppen St. Michael – die neue Heimat der Groner Pfadfindergruppen








Schlussbetrachtungen

Nur ein DPSG Stamm in Göttingen?
Im Laufe der vergangenen Jahre, seit dem Beginn der Dezentralisierung von Gruppen des Stammes in mehreren Göttinger Kirchengemeinden, stand hin und wieder das Thema „Stammesteilung“ auf der Tagesordnung. Von der Gruppenstruktur und ihrer Anzahl her wäre eine derartige Vorgehensweise durchaus machbar gewesen. Nach Abwägung vieler Kriterien – insbesondere einer dauerhaften Absicherung der DPSG in ganz Göttingen – wurden diese Gedanken zugunsten der erfolgreichen Zukunft eines Stammes verworfen. Manche Eitelkeiten einiger Leiter, sich in einem zweiten Göttinger Stamm selbstständig machen zu wollen, wurden in der Gesamtschau mehrheitlich als nicht tragfähig beurteilt. Und das war auch gut so, wie es die aktuell beschriebene Situation belegt.

Jugendarbeit und Kirche ein Spannungsverhältnis?
Konflikte zwischen Jugendlichen und Personen der Amtskirche waren und sind immer mal wieder gang und gäbe. Das scheint in der Natur der Sache zu liegen, wie es unser Stamm in der Vergangenheit mehrfach erlebt und überlebt hatte. Bei näherem Hinsehen stellen wir für uns jedoch fest, dass es sich dabei lediglich um die unterschiedlichen Auffassungen von einzelnen Personen bezüglich katholischer Jugend- und Verbandsarbeit handelte.
In der ganz überwiegenden Zahl profitierten die Pfadfinder in allen anderen Göttinger Gemeinden von tatkräftiger Unterstützung in jeglicher Form durch die Jugendseelsorger bzw. Gemeindepfarrer. Viele unserer Kuraten und Geistlichen, die in Göttingen tätig waren, hatten in ihrer Jugend als Mitglieder bei den Georgspfadfindern, die hervorragende Idee des katholischen Pfadfindertum selbst kennen und schätzen gelernt.

Wenn nicht die Jugend,
wer denn sonst,
ermöglicht die Zukunft einer lebendigen katholischen Kirche.

Bericht von Manfred Reddig