Wir stiegen der Hütte aufs Dach …

Eines Tages – so vor ca. 2 Jahren (1983) – stellten wir fest, das Dach der Hütte ist nur noch Tarnung. Warum? Rein geregnet hatte es bisher noch nicht, die Dachhaut war also dicht. Im Bodenraum aber merkte man, dass aufgrund der zu guten und falsche angebrachten Isolierung das Holz stellenweise faul wurde.

In der Gründerzeit 1976 waren wir sehr froh, dass wir sogenannte Bruchplatten von der Fa. Novopan geschenkt bekamen. So die allergrößte Qualität besaßen diese Platten allerdings damals schon nicht. Aber immerhin hatten diese ja nun fast 7 Jahre gut gehalten. Den nächsten Fehler begingen wir selber, indem die Styroporisolierung direkt von innen unter die Spanplatten gebracht wurde. Hier konnte keine Luft zirkulieren und die sich zwangsläufig bildende Feuchtigkeit führte zum Faulen der Spanplatten und griff auch langsam die Deckenbalken an.

Man musste schon sehr vorsichtig sein, wenn man oben auf dem Dach gehen wollte, ohne dabei einzubrechen. Provisorisch und vorsorglich sicherten wir mit einigen Latten die am meisten betroffenen Stellen auf der Unterseite des Daches.


Mit dem Dach musste aber bald etwas geschehen!

Viele Stunden diskutierten wir, was wohl die beste Lösung sei. Viel Geld würde das ja wohl auch kosten. So 10.000,-- DM wurden veranschlagt. Woher nehmen und nicht stehlen? Also erster Schritt – Geld besorgen – Quellen anzapfen! Das gelang uns sehr gut. Die Planungen gingen immer weiter. Preise wurden eingeholt, Skizzen gemacht, geeignete Materialien angesehen!

Die erste Idee war es, einfach die Dachpappe und die Spanplatten abreißen und neue Bretter auf den Dachstuhl bringen und wieder neu eindecken. Weiterhin wurde diskutiert, ob wir bei dieser Gelegenheit Dach- und Dachboden ausbauen sollten. Mit einem Kniestock und eventuell einer anderen Dachform könnte zusätzlich viel Platz geschaffen werden. Im Gespräch waren sogar mehrere Dachgauben mit Fenstern. Doch diese „große Lösung“ bedurfte einer Baugenehmigung. Beim Bauamt des Landkreises hatten wir in der Angelegenheit eine Vorbesprechung. Nach anschließenden intensiven Überlegungen und unter Abwägung aller bei dem Gespräch bekanntgewordenen Fakten beschloss der Stammesvorstand keinen Bauantrag einzureichen.

Einladung zur Arbeit. Einladung zur Arbeit.


Wir favorisierten die „mittlere Lösung“

Das bedeutete: Das gesamte Dach einschließlich der alten Balken wurde komplett abgebaut. Der neue Dachstuhl für das Walmdach sollte einen minimalen Kniestock von ca. 30–40 cm Höhe erhalten. Nun konnten die Planungen erst richtig beginnen. Rechnen, zeichnen, messen, einkaufen und Termine festlegen. Für die Umsetzung der aufwendigen Aktion benötigten wir auch viele Helfer. Dann war ein Termin gefunden und Zusagen von Ehemaligen des Stammes dabei mitzuhelfen, hatten wir auch erhalten.


Die vorbereitenden Arbeiten:
das große Aufräumen

Parallel zu den planerischen Tätigkeiten begannen wir damit, den Boden leer zu räumen. Was da alles gesammelt worden war – unglaublich!





Von einigen Dingen trennten wir uns, indem wir sie dem Feuer übergaben oder aber gleich in den Sperrmüllcontainer brachten. Der Rest wurde im alten Schlafraum zwischengelagert.

Da wir die Dachrinne künftig wieder verwenden wollten, machten wir uns daran, diese vorsichtig und heile zu demontieren, was auch fast gelang.


Die heiße Phase

Am Donnerstag, den 17. Oktober, waren Karl-Heinz und Manfred bei der Fa. Engelhard verabredet, um die Dachbalken zuzuschneiden. Entsprechend der bisherigen Dachkonstruktion hatten wir alle Balken genau ausgemessen. Der komplette Satz wurde nun nach und nach fertiggestellt, was uns den ganzen Tag Arbeit bescherte. Nur dank der Maschinen in der Werkstatt kamen wir überhaupt so gut voran. Insbesondere waren sehr viele maßhaltige Keile für die Enden der Dachbalken zu sägen.

Die erste Fuhre wollten wir mit dem Firmen-Lkw auch abends gleich zum Zeltgelände in Holzerode rausfahren. Das taten wir und luden vor Ort Holz und Dachpappe ab. Oh Schreck, der jetzt leicht gewordene Lkw hatte sich auf der nassen Wiese vor der Hütte festgefahren. So mussten wir noch nachts Herrn Heise, der unsere Wiese mäht, bitten mit seinem Trecker den Lkw auf den Weg herauszuziehen, was er bereitwillig tat. Durchgefroren, frustriert und müde verabschiedeten wir uns, um am Freitag weiterzumachen. Der erste Schritt war getan.

Am Freitag, 18. Oktober, trafen wir uns wieder bei der Fa. Engelhard, um eine zweite Fuhre mit Holz und Material zusammenzustellen. Erst gegen Mittag kamen wir los.

An diesem Tag sollte nach unserem Plan der Dachstuhl abgerissen werden. Wie wir das schaffen sollten, war uns schleierhaft. Als Erstes entfernten wir die Dachpappe. Die warfen wir gleich auf einen Anhänger. Die alte Dachpappe wurden wir im Container der Fa. Engelhard los.

Norbert vom Schloß schuftet mit dem Brecheisen. Norbert vom Schloß schuftet mit dem Brecheisen.


Am späten Nachmittag rückten dann weitere Helfer an. Mit vereinten Kräften entfernten wir die Spanplatten. Jetzt erst stellte sich das ganze Ausmaß des Schadens heraus. Manche der Platten waren so vergammelt, dass man mit dem Finger ein Loch hineinstoßen konnte. Nach kurzer Zeit häufte sich auf der Wiese ein riesiger Berg altes Holz an. Es sah aus wie nach einem Bombenangriff.

Zwei Freiwillige entfachten ein Höllenfeuer und begannen damit, den Abraum zu verbrennen. Die Glut war bis in die späte Nacht noch ganz ordentlich heiß. Auch den ganzen nächsten Tag waren die beiden Rover weiterhin mit dem Verbrennen der alten Platten sowie einigen Balken beschäftigt. Sie waren eine große Hilfe. Am Abend des Tages waren dann endliche alle Dachbalken abgebaut.


Zum Schluss deckten wir die ganze Hütte noch mit großen Planen zu. Sie sah aus wie eine Hütte aus den Elendsvierteln irgendwo auf der Welt. Wir hofften nur, dass das Wetter hält. So einige feine Regentropfen fielen doch tatsächlich schon.


Am Samstag sollte der Neubau beginnen. Nicht auszudenken, wenn es regnen würde. Vorweg genommen: Wir hatten großes Glück mit dem Wetter.

Erste Aufbauarbeiten. Erste Aufbauarbeiten.


Am Samstag, 19. Oktober, begann erneut ein emsiges Treiben. Etliche Helfer waren erschienen, um den Wiederaufbau zu beginnen.

Zuerst wurde an der Erhöhung der Seitenwände in Angriff genommen. Durch den etwas erhöhten Kniestock wurde das Dach insgesamt nicht höher, aber das Gefälle etwas abgemildert. Durch diese Maßnahme gewannen wir mehr Stauraum auf dem Dachboden.

Von der ursprünglichen Dachkonstruktion war einzig der Firstbalken an seinem angestammten Platz belassen und wiederverwendet worden. Als dann endlich die umlaufenden Balken auf den Seitenwänden der Hütte fest verankert waren, begann die spannende Aufgabe, alle Dachbalken, die ja nach Plan zugeschnitten waren, neu einzupassen. Damit hatten wir glücklicherweise keinerlei Probleme.










Peter verlängert die Dachrinne. Peter verlängert die Dachrinne.


In einem weiteren Arbeitsschritt wurde die abgenommene
Dachrinne den neuen Außenmaßen angepasst.
Einige Stücke wurden ergänzt und fachmännisch verlötet.

Nach einer kaum zu glaubenden Kraftanstrengung stand am Abend tatsächlich der neue Dachstuhl. Und er machte einen soliden Eindruck. Über Nacht wurde die Baustelle wieder mit den Zeltplanen zugedeckt. Eigentlich wollten wir schon weiter vorangeschritten sein. Aber mehr war wirklich nicht zu schaffen gewesen. Alle hatten gut mitgearbeitet. Die in unseren Augen schwierigsten Arbeiten mit der größten Unsicherheit, einen Dachstuhl selber aufzubauen, waren gemeistert. Den Rest würden wir schon packen.


Am Sonntag, 20. Oktober, ging es weiter mit dem Verbrettern der gesamten Dachfläche. Ca. 90 Quadratmeter Fläche ist ganz schön viel. Die Arbeiten zogen sich auch in die Länge.

Jetzt merkten wir schon das eine oder andere Mal, dass an manchen Stellen so genau doch nicht gearbeitet worden war. Viele Fein- und Ausgleichsarbeiten hielten unwahrscheinlich auf. Und die Zeit lief! Auch mit der Dachrinne gab es Schwierigkeiten. Die verschiedenen Arbeitsteams waren ja voneinander abhängig. Mit dem letzten Lichtstrahl wurde am Abend schnell noch das letzte Brett angenagelt. Die Hütte war nun wieder rundherum geschlossen und gesichert. Aber eine Plane mussten wir noch einmal darüber spannen. Wenn man überlegt, dass wir alle nur Amateure sind und keine Tischler, Dachdecker oder Handwerker, ist bei genauer Betrachtung die Arbeit optimal vonstattengegangen. Die meisten Helfer hatten das ganze Wochenende gut mitgemacht.

Karl-Heinz und Manfred bei den vorbereitenden Arbeiten. Karl-Heinz und Manfred bei den vorbereitenden Arbeiten.



Für Montag, 21. Oktober, hatten nur noch Karl-Heinz Ringel, Manfred Schmets und Manfred Reddig Zeit, weiterzuarbeiten. Voller Vorausahnung und zur Sicherheit hatten sie Urlaub genommen. Die drei hatten gut zu tun. Da das Dach über Nacht nicht feucht geworden war, konnten die Dachbretter gleich erst mal gestrichen werden. Die Dachrinne einschließlich der neuen Einhangbleche wurde fachmännisch gerichtet.


Der größte Posten bestand jedoch darin, die erste Lage Dachpappe anzunageln. Dazu hatten wir zur Arbeitssicherheit einige Dachlatten als Trittstufen auf dem Dach befestigt.

Karl-Heinz an den Firstabdeckungen. Karl-Heinz an den Firstabdeckungen.


Weit mehr Arbeitszeit als
kalkuliert wurde für die kleinteilige
Abdeckung der Kanten sowie des Firstübergangs benötigt.

Mehr schafften wir an diesem Tage nicht. Eigentlich, so die Planung, sollten die Dachschindeln als zweite Lage bereits fertig auf dem Dach liegen. Somit hatten wir mindestens einen Tag von unseren Planungen her überzogen. Das Wetter konnte uns nun aber nichts mehr anhaben. Die Hütte war dicht!
Die Arbeiten auf dem Dach waren doch gefährlicher und weitaus schwieriger als angenommen. Glücklicherweise wurde aber trotz eines Absturzes von Dach keiner verletzt.
Wir räumten die Baustelle auf und verließen sie für eine Woche.


Am nächsten Wochenende, 26.-27. Oktober, begannen wir mit dem Aufbringen der grünen Dachschindeln.

Dachschindel Dachschindel


Wir hatten uns für diesen etwas teureren Dachbelag entschieden, weil er sehr viel besser als die gewöhnliche Dachpappe aussieht.



Die Arbeiten gingen ganz gut voran, bis uns zum Schluss noch einige Schindeln fehlten, um das gesamte Dach fertig zu bekommen. Die mussten wir neu nachbestellen. Gleichzeitig bauten wir auch mehrere Dachentlüftungen ein. Das neue Dach passte sehr gut zu unserer Hütte und ihrer Lage in der unmittelbaren Natur. Mitgeholfen hatten an diesem Wochenende Andreas vom Schloß, Manfred Schmets, Karl Heinz Ringel und Manfred Reddig.


Genügend Arbeit für die nächsten Wochenenden

Da das Wetter in diesem November weiterhin mitspielte, wurden an den kommenden Samstagen die restlichen nachbestellten Schindeln aufgenagelt. Insbesondere die Übergänge wie beispielsweise dem First bedurften einer Sonderbehandlung. Weiterhin erledigten wir die Verbretterung der Dachtraufe. Hierbei wurden weitere Lüftungsschlitze eingesägt und gleich mit Fliegengitter gesperrt. Zusammen mit den Dachentlüftungen kann die Frischluft nun ungehindert unter dem Dach zirkulieren. Kleinere Flächen erhielten abschließend ihren grünen Farbanstrich.

Am Samstag, den 23. November, wurden die Dächer von Schuppen und Vorbau, die durch die Baumaßnahmen erheblich gelitten hatten, mit dem Aufbringen einer neuen Lage Schweißbahnen in Ordnung gebracht.
Damit waren endlich die Außenarbeiten zu 99 % getan. Der Winter kann dann auch ganz plötzlich und zu tun hatten wir noch reichlich. So begannen wir schon im direkten Anschluss mit dem Innenausbau des Dachbodens. Da sich diese Arbeiten in der Hauptsache im Jahr 1986 vollzogen, schildern wir die Tätigkeiten mit einem anschließenden Bericht unter dem folgenden Jahr.

Bericht von Manfred Reddig