Offene Hütte, der Zahn der Zeit …

Die folgenden zwei Berichte erzählen von dringend notwendig gewordenen Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten an der offenen Hütte:

1. Absicherung für das Hüttenfundament

Seit einiger Zeit bereitete uns etwas an der Konstruktion der offenen Hütte mit Sorgen. Rechts und links neben dem Eingang drückten die beiden Säulenfundamente merklich nach außen. Wir beobachteten die Veränderungen über mehrere Monate hinweg und stellten dabei fest, dass deren Neigungen einschließlich der vorderen Außenwand langsam aber stetig zunahmen. Woran lag das und was konnten wir am sinnvollsten bewerkstelligen, damit die Hütte nicht eines Tages in sich zusammenfiel?

Beim Aufbau der Hütte hatten wir damals den vorderen Grundbalken in der Breite des Eingangs geteilt, damit dort keine Stolper-Schwelle entstand. Nun drückte das Gewicht der Hütte insgesamt auf die Grundbalken mit den entsprechenden Fundamenten. Dabei hatte sich der Eingangsbereich zu einer nicht vorhergesehenen Schwachstelle entwickelt. Dadurch, dass die unteren Balken hier unterbrochen waren und zudem die beiden Fundamentsäulen recht weit aus der Erde herausragten, war für die Statik eine ungünstige Konstellation entstanden.

Stützmauer am Göttinger Wall.

Diese fortschreitende Bewegung mussten wir unbedingt abstellen. Aber wie? Mehrere Lösungen wurden diskutiert und wieder verworfen.

Entschieden hatten wir uns dann dafür
ähnlich wie wir das schon von Stützmauern
an historischen Gebäuden gesehen hatten,
die beiden Fundamente zusätzlich zu sichern.

Allerdings sollten die angedachten „Betonkeile“ oberirdisch nicht sichtbar sein.
So schachteten wir außerhalb der Hütte jeweils in direkter Fluchtlinie der beiden Fundamentsäulen schmale ca. 1 m tiefe Gräben aus.
Diese verfüllten wir anschließend mit Beton. Damit die Verstärkungen später nicht sichtbar sind, reichte der neue Beton maximal bis 10 cm unter die Grasnarbe. Nachdem alles gut durchgetrocknet war, deckten wir die Gräben mit Mutterboden ab und alles war gut getarnt.











Unsere Maßnahme hatte doch tatsächlich die Problematik dauerhaft behoben. Noch heute – viele Jahre später – schauen wir gelegentlich nach, ob es auch weiterhin so stabil bleibt.



2. Austausch marode gewordenen Holzbalken

Bei genauer Begutachtung einiger Fachwerkbalken der offenen Hütte mussten wir leider feststellen, dass sie ganz schön marode waren, was der Farbanstrich bisher mehr recht als schlecht verdeckt hatte. Dass es sich dabei insbesondere um Grundbalken und Ständer handelte, machte die Angelegenheit besonders kompliziert. Schnelle mal einige Balken der Fachwerkkonstruktion auszuwechseln, war somit nicht möglich. Na, das würde eine größere Aktion werden, darüber waren wir uns im Klaren. Viele Gedanken gingen uns durch die Köpfe, Bedenken machten sich breit, aber abreißen wollten wir die Hütte nun keinesfalls.

Bisher konnten wir lediglich von Außen mögliche schadhafte Balken identifizieren. Wenn wir schon das Wagnis eingehen wollten, mussten wir auch sinnvollerweise die unteren Balken von innerhalb der Hütte überprüfen. Dazu mussten alle umlaufenden Bänke abgebaut werden. Danach entfernten wir sämtliche ehemals mühevoll verlegten Gehwegplatten aus der Hütte. Anschließend legten wir die unteren Balken bis auf die Feldsteine frei.

Offene Hütte innen. Offene Hütte innen. Offene Hütte innen. Offene Hütte innen. Offene Hütte innen. Offene Hütte innen.

Nach diesen Vorarbeiten konnten wir jetzt sicher beurteilen, welche Balken tatsächlich ausgetauscht werden mussten. Wie vermutet, waren es so einige.


Bevor wir mit den Arbeiten weitermachen konnten, besorgten wir möglichst maßhaltige und in ausreichender Anzahl die entsprechenden Kanthölzer.

Im nächsten Schritt entfernten wir die äußeren und inneren Verkleidungen der infrage kommenden Gefache, leider betraf es fast alle unteren Fachwerkfelder. Bis hierhin war es zwar eine mühevolle, zugleich aber unproblematische Aufgabe. Am Ende lagen alle auszutauschenden Balken frei, waren allerdings aber sehr gut miteinander verschraubt.


Die größte Sorge hatten wir damit, wie es uns gelingen könnte, die tragenden Balken auszutauschen, ohne dass uns dabei die Hütte über den Köpfen zusammenbrach. Denn gerade die beiden äußeren Ständer, die den Dachstuhl tragen, waren total abgängig. Ein kleiner Lichtblick: Auf der Rückseite mussten keinerlei Balken ausgetauscht werden.

Uns war klar, dass wir nur an einer Ecke mit den Arbeiten beginnen konnten. Als Hilfsmittel setzten wir zwei stabile Baustempel ein. Mit diesen stützen wir den Dachstuhl ab und konnten sogar mittels des Drehgewindes das Dach ganz leicht anheben, was wir nicht für möglich gehalten hätten. So abgesichert ging es daran, alle infrage kommenden Balken in diesem Abschnitt entweder in der Gänze oder auch stückweise herauszutrennen.


Schrittweise arbeiteten wir uns mit dem Neuaufbau voran. Als dann der erste tragende Ständer (linke Ecke der Hütte) eingefügt, fest verschraubt und die Baustempel entfernt werden konnten, waren wir mit dem fast problemlosen Fortgang der Arbeiten sehr zufrieden.

Zu zweit geht es besser. Zu zweit geht es besser.




Die zweite Ecke (rechts) konnte kommen. In gleicher Art und Weise gelang uns auch dieser Bauabschnitt ohne größere Probleme.













Die rechte Ecke steht frei und hat doch gehalten.


Wie man auf einigen Bildern sehen kann, hatte uns der Wintereinbruch mit erstem Schnee überrascht. Davon wollten wir uns jedoch nicht abschrecken lassen, was auch der Arbeitsfortschritt eigentlich nicht zuließ.


Unsere „Werkstatt“ lag innerhalb der Hütte und somit ganz gut geschützt. Außerhalb tropfte es – in Ermangelung einer Dachrinne – ganz ordentlich auf uns herunter. So konstruierten wir aus alten Zeltplanen einen provisorischen Wetterschutz.

Witterungsschutz Witterungsschutz








Wenn wir nach den Arbeiten am Wochenende die Baustelle verließen, deckten wir die bisher nicht fertiggestellten Bereiche zum Schutz vor Witterungseinflüssen sorgfältig mit Planenresten ab.



Nach und nach verbretterten wir die offenen Gefache, zunächst allerdings nur von außen. In der Hütte schritten die Arbeiten mit der Neuverlegung der Gehwegplatten voran. Bei geeignetem Wetter folgte der erste Schutzanstrich.

Neue Rückwände Neue Rückwände






Im Frühjahr des folgenden Jahres nahmen wir in der Hütte noch eine Verbesserung vor. Die seinerzeit entfernten Spanplatten aus den unteren umlaufenden Gefachen waren überwiegend für eine Wiederverwendung nicht mehr zu gebrauchen. So besorgten wir uns neue Bretter mit Nut und Feder, die dann diesmal auf die Balken geschraubt wurden. So entstand eine glatte und saubere Fläche, quasi als neue Rücklehne der Sitzbänke, die nun endlich auch wieder fertiggestellt werden konnten.


So manche Wochenenden hatten wir, Andreas vom Schloß, Karl Heinz Ringel und Manfred Reddig, schließlich mit gutem Erfolg für eine hoffentlich noch lange Nutzungsdauer die offene Hütte wieder fit machen können.

Bericht von Manfred Reddig