Steckbrief zweier Lagerplätze
Im Bärental bei Reinhausen gab es zwei ungleiche Lagerplätze, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander befanden.
Der größere Steinbruch war in den 1960er Jahren einer der beliebtesten Lagerplätze.
Die übliche Reiseroute der Gruppen führte von Göttingen über Treuenhagen, Landwehrschänke, weiter auf der Bundesstraße 27, an der Kreuzung Niedernjesa abbiegen nach Reinhausen.
Dort musste man 300 Meter nach der Ortsdurchfahrt links in das Bärental (Abzweigung Bettenrode) abbiegen. Von dort war nur noch eine kurze Strecke auf dem Waldweg
zurückzulegen und die gewaltigen Buntsandsteinfelsen türmten sich vor einem auf.
Auch war die Anfahrt über Geismar, Diemarden, Reinhausen zum Lagerplatz möglich, aber wegen der mehrfachen Steigungen bei den Radtouren nicht so gerne genutzt.
Die Entfernung unterschied sich bei beiden Strecken nur unwesentlich, jeweils waren rund 11 km zu radeln.
Bei Wanderungen zum Steinbruch führte der Weg üblicherweise über Geismar, Diemardener Warte, Diemarden, kleiner Knüll ins Bärental.
Auf der Karte mit einem roten Pfeil markiert. Vor den hohen steil aufragenden Felswänden befand sich eine Wiesenfläche, bestens geeignet für gemeinsame Spiele, wie auch z. B. der Lagerolympiade.
Die Zeltplätze der Sippen waren gut versteckt im angrenzenden Wald gelegen.
Erstmals wird eine Nutzung des Platzes durch den Stamm im Jahr 1958 erwähnt.
Dieser Lagerplatz hatte eine ganz außergewöhnliche Besonderheit zu bieten.
Es waren durch die vormaligen Arbeiten im Steinbruch mehrere größere Felsüberhänge entstanden.
Der Größte von diesen wurde von den Gruppen regelmäßig als Aufenthaltsplatz, Essensplatz sowie für die Lagerfeuerrunden genutzt.
Das sich gleichfalls unter diesem Dach befindliche natürliche Podest musste so manches Mal als Bühne herhalten. Während die eine Sippe ihren Sketch aufführte, saßen die Zuschauer eine Etage tiefer. Am Elternbesuchstag wurde es zu einer „Waldbühne“.
Unter dem weitläufigen und gleichzeitig sehr hohen künstlichen Felsüberhang konnten sich bestimmt an die 100 Personen, von der Witterungslage unabhängig, aufhalten.
Die auf dem Boden verstreut liegenden Felsbrocken waren außerdem Sitzgelegenheiten und Tische für die Sippen.
Das einige Meter weiter entfernte zweite, aber auch deutlich kleinere Felsendach, war der Lagerküche vorbehalten.
In einer dritten Felsnische konnten die Fahrräder trocken abgestellt werden. Zum Aufenthalt für Personen war sie allerdings nicht geeignet.
Für Fahrten und Lager waren sämtliche Großzelte und Küchenplanen überflüssig.
Es gab ja genügend Schutz unter den Felsdächern. Nicht selten wurde bei spontan verabredeten Wochenendfahrten der Pfadfindersippen sogar auf das Schlafzelt verzichtet.
Unvergessen sind die häufig durchgeführten Abseilübungen. Die tollen Felswände waren dafür wie geschaffen.
Mancher Junge musste sich trotz doppelter Absicherung erst einmal dazu überwinden. War es einmal gut gelungen, wurde gleich ein zweiter Versuch gewagt.
Die Trinkwasserversorgung war leider nicht so elegant zu bewerkstelligen.
Mit Hordentopf und Kanister wurde es in den ersten Jahren von einer spärlich sprudelnden Quelle am Ortseingang von Reinhausen geholt.
Später waren Anwohner freundlicherweise behilflich.
Zwischen der Straße nach Bettenrode und dem Steinbuch fließt der Wendebach. Dort war eine naturnahe Waschstelle eingerichtet worden.
Umgebung
Für die Durchführung der spannenden Lagertage gab es in der nahen Umgebung zahlreiche interessante Ziele.
Diese wurden bei Aufgabenwanderungen und Geländespielen ausgiebig erkundet. Beispielhaft seien genannt:
Bettenrode, Appenrode, Hurkutstein, Jägersteine, Waldschlösschen und nicht zuletzt die Gleichen.
Der kleine Steinbruch ist auf der obigen Karte mit einem blauen Pfeil markiert.
Dieser spielte für den Göttinger Stamm nur eine untergeordnete Rolle. Hin und wieder war er Ziel für Wochenendfahrten.
Vom Platzangebot war es dort schon sehr beengt. Auch ebene Plätze für den Aufbau der Zelte waren Mangelware.
Zwei Fotos aus der neueren Zeit vermitteln einen Eindruck.
Auch ein kleineres Felsendach ist vorhanden.
Ausblick
Als dann etwa um die Mitte der 1970er Jahre der große Steinbruch gesperrt wurde, war das für uns eine herbe Enttäuschung.
Der Buntsandstein wurde gewerblich von einer Firma in Bausand verarbeitet. Heute ist das Gelände nicht mehr wiederzuerkennen.
Die Abbaufläche wurde aufgeforstet und ist heute ein besonders Naturschutzgebiet.
Der kleine Steinbruch ist von diesen Maßnahmen bisher nicht betroffen und kann fast unverändert geblieben angeschaut werden.
Anmerkung:
An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass der Reinhäuser Wald und das ganze Bremker Tal aufgrund seiner einzigartigen Landschaft,
mit ihren vielen Felsformationen, auch weiterhin lohnende Ziele für die Gruppen darstellen. Es gibt viel zu entdecken.
Fahrtenberichte von Lagern, die hier stattfanden: